Unmut über Pläne für Hitlerhaus-Umbau
Jahrelang wurde hitzig darüber gestritten, was mit Adolf Hitlers Geburtshaus in Braunau am Inn geschehen soll, das immer wieder als Pilgerstätte für Neonazis diente. Nun hat Österreichs Innenministerium die Pläne für den Umbau zu einer Polizeistation vorgestellt. In österreichischen Medien hagelt es Kritik.
Nichtssagendes Marketing-Machwerk
Kein gutes Haar an den Umbauplänen und insbesondere am Siegerentwurf lässt Die Presse und bezeichnet die 3D-Visualisierungen als unerträglich:
„Stellt doch diese Wohlfühloase in ihrer aalglatten Perfektion die politisch verordnete Verdrängung der Erinnerung an Österreichs Mitschuld am NS-Terror aufs Peinlichste bloß. ... Automatisch beginnt man dieses Marketing-Machwerk auf Symbolik abzutasten. Warum wirkt das Haus wie aus einem Fertigteil-Katalog? Muss es weiß wie die Unschuld sein? Sind wirklich die meisten der künstlich generierten Passanten hier blond? Das von den Architekten so markant veränderte Dach – soll es zwei Teufelshörner darstellen? Zwei hochgezogene Augenbrauen? Eher ist es das Zitat des lokaltypischen Grabendachs. ... Die Verpackung ist also nichtssagend, der Inhalt sprachlos – das Problem mit diesem Haus ist dadurch nicht gelöst, sondern zementiert.“
Offenheit und Ehrlichkeit wären gefordert
Der Standard findet den Plan mit der Polizeistation zwar gut, stört sich aber am Ablauf des Architekturwettbewerbs:
„Die Architekten, so heißt es, mussten eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben, die ihnen untersagt, Informationen zum Verfahren weiterzugeben. Weiters wurde zur Pressekonferenz erst am Freitag vor einem verlängerten Wochenende eingeladen. Bisschen kurzfristig, oder? Und schließlich sind die Projekte, wie bei öffentlichen Architekturwettbewerben vorgeschrieben, zwar für das Publikum öffentlich einsehbar – allerdings nur vier Tage lang, jeweils 3,5 Stunden pro Tag. Das Juryprotokoll, das die Entscheidung nachvollziehbar machen würde, sucht man vergeblich. Sieht so die von Innenminister Karl Nehammer vor der Presse erwähnte Transparenz aus? Gerade in Bezug auf das NS-Erbe Österreichs ist nur eines zulässig – maximale Offenheit und Ehrlichkeit.“