Frankreich streitet weiter um künstliche Befruchtung
Das französische Parlament debattiert diese Woche in zweiter Lesung das geplante Bioethik-Gesetz. Der Entwurf vom Herbst 2019 sieht vor, allen Frauen - und nicht nur heterosexuellen verheirateten - das Recht auf eine künstliche Befruchtung zuzugestehen. Nun wird zudem überlegt, die Möglichkeiten einer Präimplantationsdiagnostik gesetzlich zu verankern. Auch daran scheiden sich die Geister.
Still und heimlich in den Sommerferien?
Scharfe Kritik an den Plänen des Parlaments übt Philosoph Francois-Xavier Bellamy in Le Figaro:
„Während die Franzosen zu Recht beunruhigt sind über die Nachrichten im Bereich Gesundheit und Wirtschaft, bereiten sich ihre Vertreter darauf vor, in ihrem Namen für den Eintritt in eine andere Welt zu stimmen - jene, die schließlich, wie der Berichterstatter dieses Gesetzes selbst zugibt, die natürliche Zeugung von Kindern durch technische Fortpflanzung und die organisierte Selektion von Kindern ersetzen wird. ... Schon allein aus Respekt vor der Demokratie sollte man die Debatte im September weiterführen, sodass die Franzosen zumindest wissen, was ihre gewählten Vertreter mit den ihnen anvertrauten Stimmen machen wollen.“
Leiden verhindern
Das Gesetz wäre ein Fortschritt, meinen Kinderwunsch-Spezialistin Catherine Rongières und Rechtsprofessorin Estelle Naudin in Libération:
„Die Präimplantationsdiagnostik ist nicht dazu da, die 'besten' Embryonen auszuwählen oder die 'schlechtesten' zu eliminieren. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Einpflanzung von Embryonen zu vermeiden, die in ihrer späteren Entwicklung nicht überlebensfähig wären. Sie verhindert das Leiden, dem Frauen und Paare durch wiederholte Misserfolge aufgrund von Chromosomenanomalien in einem langen und schmerzhaften Prozess medizinischer Unterstützung bei einem Kinderwunsch ausgesetzt sein können. Erst in einem zweiten Schritt kommt der Diagnostik auch die Funktion zu, Anomalien aufzuzeigen, die zu Beginn der Schwangerschaft ohnehin durch eine legale, autorisierte und organisierte Pränataldiagnostik gesucht werden.“