Was macht Clubhouse so attraktiv?
Die Social-Media-App Clubhouse erlebt derzeit in den unterschiedlichsten Ländern einen Boom. Über die Audio-only-Anwendung können Nutzer Gesprächen wie bei einem Live-Podcast lauschen oder sich aktiv an Diskussionen beteiligen - allerdings nur auf Einladung und nur auf Apple-Handys. Kommentatoren beleuchten die Gründe für den Hype und loten Potenziale und Grenzen von Clubhouse aus.
Türken haben ihr Medium gefunden
In der Türkei ist Clubhouse so beliebt, weil es perfekt zur Gesellschaft passt, erläutert Habertürk:
„In unserer Kultur, die sich mit dem Schriftlichen noch immer schwer tut, hat das Geschwätz seinen festen Platz. Clubhouse ist keine 'Agora', sondern eher ein Stadtteilcafé, ein Hausfrauen- oder Kartenspieltreff. ... Das Programm ist sehr simpel: es ist, als würde man ein Telefongespräch belauschen oder andere in sein Gespräch einbeziehen. ... Türken wissen nicht, wie sie sich allein die Zeit vertreiben sollen; die Ausgangssperre während der Pandemie ist keine überzeugende Ausrede, um die Popularität dieser App zu erklären. ... Warum saßen die Leute gestern am Funkgerät und sitzen heute vor der Handy-App, statt ein Buch zu lesen, einen Film zu schauen oder einfach das Nichtstun zu genießen?“
Jetzt mitmachen und profitieren
Die Markenberaterin Patrícia Soares da Costa glaubt, dass Clubhouse in Zukunft auch für Unternehmen wichtig werden könnte, wie sie in Eco Economia Online erklärt:
„Clubhouse heißt, wie beim Web Summit [jährlich stattfindende Technologie-Konferenz in Lissabon] von Raum zu Raum zu springen, zu dem, was uns am meisten interessiert. ... Aber bequemer: im Pyjama, zerzaust, ohne Ortswechsel, ohne Druck. ... Zwischen Textnachrichten und erschöpfenden Videokonferenzen ist Audio der ideale Mittelweg. ... Es ist noch keine Sättigung eingetreten, und Marken können über Dialog und Nutzerbeteiligung Einfluss gewinnen und eine Community etablieren. Die Gespräche können Stunden oder Tage dauern, mit Teilnehmern aus der ganzen Welt und Führungskräften aus allen Branchen.“
China kittet Riss in seiner großen Firewall
Dass Clubhouse zum Forum für freie politische Debatten in China wurde, war zu schön, um wahr zu sein, kommentiert La Repubblica lakonisch:
„In den letzten Wochen stürzten sich Chinesen massenweise auf Clubhouse und unterhielten sich, von Taiwan bis Xinjiang, mit überraschender Freiheit sogar über Themen, die normalerweise von der Zensur verdunkelt werden. ... Aber wie erwartet hielt das nicht lange an: Seit gestern Abend werden Benutzer aus dem Drachenreich, die versuchen, die App zu öffnen, von einer Fehlermeldung überrascht, es könne keine Verbindung zum Server hergestellt werden. Die große digitale Mauer, mit der das Regime das Mandarin-Web umgibt, hat ihre unpassierbare Grenze wieder aufgebaut. Und es ist unwahrscheinlich, dass Clubhouse, ausgewiesen wie auch Facebook und Twitter, erneut Einlass erhalten wird.“