Katalonien-Wahl: Separatisten suchen Konfrontation
Am Sonntag wählen die Katalanen ein neues Regionalparlament. Nun haben die Parteien, die für eine Unabhängigkeit Kataloniens eintreten, ein gemeinsames Manifest unterzeichnet - darin versichern sie, nicht mit den Sozialisten zu koalieren. Diese regieren allerdings in Madrid und führen auch in Katalonien die Umfragen an. Sogar separatistisch eingestellte Kommentatoren schütteln den Kopf.
Was soll man in Europa von uns denken?
La Vanguardia-Chefredakteur Jordi Juan hält das Manifest für einen schweren Fehler:
„Ich stelle mir gerade die Reaktion der europäischen Öffentlichkeit vor, wenn ihr zu Ohren kommt, dass sich die katalanischen Parteien von der spanischen Mehrheitspartei, der zweitwichtigsten im Europäischen Parlament, distanzieren. Normalerweise werden solche roten Linien gegenüber rechtsextremen oder fremdenfeindlichen Parteien gezogen. In Katalonien hingegen will man die Partei ausgrenzen, mit der man irgendwann verhandeln muss, weil sie Spanien regiert. ... Stellen Sie sich den Aufschrei der Separatisten vor, wenn die Konstitutionalisten [die Parteien, die sich gegen eine Abspaltung Kataloniens wehren] ein ähnliches Manifest in die andere Richtung unterschrieben hätten!“
Wer's glaubt, wird selig
Dass Wahlversprechen heutzutage sogar unterschrieben werden, ist ein Armutszeugnis, bedauert das separatistische Onlinemagazin elnacional.cat:
„Eine Unterschrift verleiht einer Angelegenheit scheinbar mehr Glaubwürdigkeit. Doch dabei blendet man all die vermeintlich unerschütterlichen Abkommen aus, bei denen das Hüsteln eines Hamsters reichte, um sie wegzupusten. In jedem Fall zeigt das Unterschreiben, dass das gesprochene Wort keinen Wert mehr hat - noch weniger im Wahlkampf. Seit Tagen versichern die Pro-Unabhängigkeits-Parteien, vor allem die [linksseparatistische] ERC, dass sie nichts von den Sozialisten wissen wollen. ... Das Problem ist nur, dass sie wissen, dass wir wissen, dass Wahlversprechen, einschließlich des Parteiprogramms, so beständig sind wie die körperliche Fitness von Samuel Umtiti [oft verletzter Spieler des FC Barcelona].“
Mögen die Brückenbauer obsiegen
Der katalonische ehemalige EU-Abgeordnete Ignasi Guardans wünscht sich in Le Soir, dass die Fronten nicht von außen noch zusätzlich verhärtet werden:
„[Ein] wichtiger Faktor bei diesen Wahlen ist es, zu sehen, wer vorschlägt, einen großzügigen Dialog zu führen, das Gesetz zu respektieren (durchaus mit dem legitimen Willen, es zu überprüfen und zu ändern) und Brücken zu bauen, und wer die 'Konfrontation', den ständigen Zusammenstoß, alles oder nichts, kurzum den Populismus, bevorzugt. ... Die Freunde Kataloniens und Spaniens in Europa können sich jederzeit einbringen, wenn sie das möchten und Sympathie für die Anliegen oder Kämpfe des jeweils anderen haben. Aber eines können wir als Demokraten verlangen: Unterstützt keine Brandstifter. Denn die Zukunft Kataloniens kann niemals auf Konfrontation beruhen.“