Angriff in Syrien: Bidens Warnungen an den Iran
Joe Biden hat die US-Luftangriffe von vergangenem Freitag auf pro-iranische Milizen in Syrien als Vergeltungsschlag bezeichnet. Zuvor waren Stellungen der USA und ihrer Verbündeten im Irak mehrfach beschossen worden. Für Kommentatoren steckt aber mehr hinter dem ersten Militärschlag unter dem neuen US-Präsidenten.
USA setzen nicht nur auf Verhandlungen
Mit dem Raketenangriff auf die pro-iranische Miliz in Syrien sendet US-Präsident Joe Biden ein Signal, meint Dnevnik:
„Der neue US-Präsident hat seine Bereitschaft bekundet, das Atomabkommen wiederzubeleben, das er gemeinsam mit seinem damaligen außenpolitischen Team als Vizepräsident gestaltet hat. Der Angriff auf Syrien repräsentiert Bidens Botschaft an den Iran. Sie lautet, dass seine Bereitschaft zur Wiederbelebung des Abkommens Grenzen hat - was den Umfang und wahrscheinlich auch, was die Zeit betrifft. Außerdem beweist er damit, dass er sich der Grenzen des Abkommens bewusst ist, das iranische Militäraktivitäten in der Region und sein Raketenprogramm nicht umfasst.“
Attacken werden nicht akzeptiert
Auch Der Standard sieht eine klare Botschaft an den Iran:
„In der Nacht zum Freitag hat der neue Präsident erstmals einen Luftangriff auf mit dem Iran verbündete irakische Milizen fliegen lassen: in Syrien, gleich jenseits der irakischen Grenze, um nicht gleich den irakischen Premier Mustafa al-Kadhimi - den ersten arabischen Regierungschef, mit dem Biden telefoniert hat - wieder in Teufels Küche und unter erhöhten Druck Teherans zu bringen. ... Die Botschaft an Teheran ist klar: Wir wollen keine Eskalation, aber Biden wird auf Attacken auf US-Personal im Irak und anderswo reagieren. … Biden ist bereit, die amerikanische Iran-Politik zu verändern.“
Teherans Expansion stößt auf Gegenwehr
Das war mehr als ein bloßer Vergeltungsschlag für den Angriff der schiitischen Milizen, erklärt die Deutsche Welle:
„Die US-Attacken, so die unterschwellige Botschaft, richten sich gegen die iranischen Umtriebe in der Region generell, die nicht zuletzt einen engen US-Verbündeten in der Region, den Irak unter Druck setzen. Über mehrere pro-iranische Gruppierungen nimmt der Iran längst Einfluss auf die Politik des Irak. ... Zugleich versuchte der Iran die Gewalt in Syrien zu nutzen, um seine Kräfte möglichst nah an die Grenze zu Israel zu bringen. ... Der Iran, auch innenpolitisch ein Unrechtsstaat, hat in der Region keine Freunde mehr. Das treibt ihn zu immer größerer Aggression. Der Militärschlag der USA erinnert die Staatsführung nun daran, dass sie im Zweifel mit Gegenwehr rechnen muss.“
Konfrontation wird auch Europa betreffen
Nun droht eine neue Eskalation im US-iranischen Verhältnis, warnt Kolumnist Iwan Jakowyna in NV:
„Der oberste Führer des Iran, Groß-Ayatollah Ali Chamenei, sagte, dass sein Land plane, die Anreicherung von Uran von derzeit 20 Prozent (in der Strahlenmedizin verwendet) auf 60 Prozent zu erhöhen. … Wenn die Iraner es schaffen, eine Atombombe zu bauen, werden die USA und Israel fast sicher einen Krieg gegen den Iran beginnen, da weder die einen noch die anderen sich eine so große Gefahr wie ein theokratisches islamisches Regime mit Atomwaffen leisten können. Ein solcher Krieg wäre ein sehr schreckliches Ereignis - erinnern Sie sich an 2015, als eine Million Flüchtlinge nach Europa kamen?“