Corona und Fettleibigkeit: Zeit zum Handeln?
Von den 2,5 Millionen Corona-Toten weltweit bisher stammten 2,2 Millionen aus Ländern mit vergleichsweise vielen Fettleibigen, zeigt eine diese Woche vorgestellte Studie der World Obesity Federation. Auch frühere Studien bringen schwere Covid-Verläufe mit Adipositas in Zusammenhang. Sollte das Anlass sein, stärker als bisher gegen Fettleibigkeit vorzugehen? Und wenn ja, wie? Kommentatoren sind gespalten.
Nicht als normal tolerieren
Die mit Fettleibigkeit verbundenen Probleme müssen offen thematisiert werden, appelliert The Daily Telegraph:
„Die Erfahrungen mit Covid sollten nicht zynisch manipuliert werden, damit Menschen sich schuldig fühlen. Doch es muss eine vernünftige Debatte darüber möglich sein, wie persönliche Entscheidungen die Sterblichkeit beeinflussen. ... Sobald wir die Kontrolle über unsere Leben wiedererlangt haben, wäre es sinnvoll, Menschen zu eigenverantwortlichem Handeln zu ermutigen, indem wir Risiken erklären und die Vorteile von Bewegung und guter Ernährung hervorheben. Die gesellschaftliche Normalisierung von Fettleibigkeit muss ein Ende finden. Die Situation wird sich nur verschlechtern, wenn wir so tun, als hätten schlechte Entscheidungen keine Konsequenzen. “
Bitte keine Stigmatisierung
Übergewichtige dürfen nicht an den gesellschaftlichen Pranger gestellt werden, warnt die Ernährungswissenschaftlerin Niamh Arthurs in Irish Examiner:
„In der Gesellschaft und im gesamten Gesundheitswesen muss ein viel besseres Verständnis dafür geschaffen werden, dass Fettleibigkeit nicht die Folge von 'falschem' Verhalten ist und dass es nicht hilft, Einzelpersonen oder Familien an den Pranger zu stellen. ... Es bestehen komplexe Zusammenhänge zwischen Biologie, Genetik und Lebensumständen, die dazu geführt haben, dass Übergewicht und Fettleibigkeit in Irland und auf der ganzen Welt mittlerweile so stark verbreitet sind. Wir alle sollten unsere eigenen Gedanken und Vorurteile in Bezug auf Körpergröße oder -form hinterfragen und die Komplexität von Fettleibigkeit als chronische, fortschreitende und wiederkehrende Krankheit anerkennen.“
Junk Food an der Quelle besteuern!
Volkskrant-Kolumnist Bert Wagendorp fordert staatliche Eingriffe gegen das Problem:
„Ungesund ist kommerziell interessant, denn Fett, Zucker und Salz sind lecker, verführerisch und billig. Die Buchhalter von PwC rechneten aus, dass ungesunde Nahrung die niederländische Gesellschaft jährlich 8,8 Milliarden Euro kostet, wovon 6 Milliarden auf das Gesundheitssystem entfallen. Es wäre nur redlich, die Kosten auf die Produzenten des ungesunden Mülls zu schieben. Oder auf die Verteiler, wie Supermärkte und die amerikanischen Kalorien-Dealer, die uns mit ihren Hamburgern, Chicken Nuggets und ekelhaften Pizzas vollstopfen.“