Astrazeneca kann weiter verimpft werden
Die Europäische Arzneimittelagentur Ema hat grünes Licht für die Weiterverwendung des Astrazeneca-Impfstoffs gegeben. Sie hatte eine Prüfung eingeleitet, nachdem diverse EU-Staaten die Impfungen mit dem Mittel ausgesetzt hatten, weil ein Zusammenhang mit sehr seltenen Hirnvenenthrombosen nicht ausgeschlossen werden konnte. Kommentatoren begrüßen das Prüfverfahren und dessen Ergebnis, warnen aber auch vor Dramatisierungen.
Genaue Prüfung schafft Vertrauen
Jetzt kehrt hoffentlich wieder etwas mehr Ruhe ein, meint die Berliner Zeitung:
„Dass die Liste der möglichen Risiken erweitert wird, mag im ersten Moment vielleicht wenig beruhigen. Aber dass alle Corona-Impfstoffe auf Grundlage wissenschaftlicher Daten beurteilt und fortlaufend überprüft werden, schafft Sicherheit und Vertrauen. Es ist gut zu wissen, dass regulatorische Instanzen, zu denen die EMA zählt, Ruhe bewahren und sich von emotionalen Debatten nicht leiten lassen. Das ist ihre Aufgabe. ... Natürlich bleibt immer ein Risiko. Niemand möchte zu den Fällen mit seltenen Nebenwirkungen gehören. Dennoch ist zu hoffen, dass wir mit den Impfungen nun schneller vorankommen. Jede weitere Verzögerung kostet Leben.“
Zusammenhänge erklären
Nachvollziehbare Informationen könnten das Vertrauen in das Vakzin wiederherstellen, meint Krónika:
„Einstweilen muss man noch darauf warten, dass die Behörden zuverlässige Informationen darüber liefern, ob es wirklich einen direkten Zusammenhang zwischen den Impfungen und den Todesfällen gibt. Könnte man in jedem Einzelfall feststellen, dass dieser direkte Zusammenhang nicht besteht, und würde man diese Information der schon sowieso ziemlich unschlüssigen Bevölkerung mitteilen, würde die Impfkampagne, die jetzt zu stocken scheint, vielleicht reibungsloser ablaufen.“
Nach wie vor liegt das Problem ganz woanders
Die EU wär besser beraten, Astrazeneca zum Einhalten der Verträge zu zwingen, wettert Berlin-Korrespondentin Tonia Mastrobuoni in La Repubblica:
„Europa wurde Geisel der übereilten Entscheidungen einiger Länder, vor allem der Irrationalität von Deutschland. ... Dabei ist die einzige sichtbare Auswirkung der EU-Abkommen die skandalöse Schikane der pharmazeutischen Unternehmen, die es vorziehen, die Dosen in Länder zu exportieren, die besser zahlen, anstatt die Verpflichtungen einzuhalten. Das ist der eigentliche wunde Punkt in den Beziehungen zwischen Europa und Astrazeneca, und die Zahl, die man sich merken muss, sind nicht die 0,0000008 Prozent Thrombosen, sondern die 120 Millionen weniger Dosen, die Astrazeneca bis Mitte des Jahres an die EU liefern wird. Auf diese sollten sich die Aufmerksamkeit und das politische Engagement der EU und ihrer Mitgliedsländer konzentrieren.“
Das Misstrauen wird weiter wachsen
Die ganze Sache sollte eine Warnung für die Zukunft sein, schreibt Phileleftheros:
„In der Europäischen Union wurde ein psychologischer Ausnahmezustand geschaffen, und das Misstrauen gegenüber dem Astrazeneca-Impfstoff nimmt ständig zu. Möglicherweise wird etwas Ähnliches mit den anderen Impfstoffen passieren. Kann die EU eine Panikattacke, die sich auf ihre Bemühungen auswirken wird, so viele Menschen wie möglich zu impfen, aushalten?“