Wie viele Lockdowns hält Europa aus?
Frankreich ist nun doch in den Lockdown gegangen - es ist der dritte. Auch in Deutschland wird diskutiert, die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus erneut zu verschärfen. Portugal hingegen hofft nach harten zwei Monaten auf ein bisschen mehr Freiheit. Europas Kommentatoren beschreiben, wie die Pandemie Geduld und Nerven der Menschen weiterhin strapaziert.
Portugal muss sich langsam vortasten
Vom Land mit der höchsten Rate an Neuinfektionen weltweit hat sich Portugal nach einem weiteren langen und harten Lockdown zu einem der Länder mit der niedrigsten Inzidenz in Europa entwickelt. Público mahnt, dass jeder Öffnungsschritt nun mit größter Vorsicht getan werden muss:
„Das Land muss sich mit Misstrauen öffnen, weil es weiß, dass es möglicherweise noch einmal zurück muss. Und wenn man im September vergangenen Jahres Politiker sagen hörte, wir könnten nicht 'zum globalen Stillstand zurückkehren', dann herrscht heute Stille, niemand riskiert dieses Versprechen. Obwohl die Zahlen uns zunehmend zeigen, dass die Pandemie unter Kontrolle ist, hat uns die bittere Reise, die wir bisher unternommen haben, gelehrt, dass wir noch Wochen großer Unsicherheit vor uns haben. Solange die Impfung nicht weit verbreitet ist, ist nichts garantiert. “
Lasst die Leute in Ruhe!
Mit Druck auf die Bevölkerung erreichen die Regierenden gar nichts, meint der Publizist Róbert Puzsér in Hírklikk:
„Freilich muss man in den kommenden Wochen noch vorsichtig sein, jedoch sollte man dringend aufhören mit der Hetze gegen diejenigen, die in die Natur gehen, ohne Maske Rad fahren und in Kenntnis der Risiken die Entscheidung treffen, dass sie frische Luft und menschliche Beziehungen brauchen. Eine Bevölkerung, die von ihrer Elite als erwachsen behandelt wird und Entscheidungen in vernünftigen Diskussionen, statt im ständigen Stress und in Hysterie trifft, kann die Pandemie viel effektiver bekämpfen. Es ist höchste Zeit, eine menschliche Haltung zu zeigen gegenüber der Bevölkerung, von der die ruhmreiche Elite nun erwartet, noch weitere Opfer zu bringen.“
Peinliche Weichlinge
Dass die Jugend besonders unter der Pandemie leidet, lässt Rzeczpospolita-Kolumnist Artur Ilgner nicht gelten:
„Wenn ich junge Leute murren sehe, weil die Discos zu sind, weil man kein Bier trinken oder in Einkaufszentren gehen kann, oder weil man sein Popcorn nicht mehr im Kino essen kann; wenn ich bei jedem Schritt von der notwendigen psychologischen Hilfe für Kinder und Jugendliche höre, die nicht wissen, was sie mit sich selbst anfangen sollen, dann kneife ich mir in die Wange, weil es mir so vorkommt, als wäre alles ein Albtraum. ... Diese Weichlinge sind peinlich! Es ist eine Schande, dass sie ihre Würde nicht bewahren können, dass sie sich nicht gegenseitig unterstützen können. Die Situation ist schwierig, aber nicht hoffnungslos. Und nicht zu vergleichen mit dem, was andere Generationen erlebt haben.“