Tschechien: Minister weg, Bahn frei für Sputnik?
Nach massivem Druck von Präsident Miloš Zeman ist am Mittwoch der bisherige tschechische Gesundheitsminister Jan Blatný nach nur fünfmonatiger Amtszeit durch Petr Arenberger ersetzt worden. Blatný hatte sich gegen die klinische Erprobung und Einführung von Sputnik V in Tschechien gesperrt, die Zeman vehement fordert. Kommentatoren sind vom Machtspiel Zemans wie Russlands wenig begeistert.
Unwürdiges Schauspiel
Aktuálně.cz kritisiert das Vorgehen von Präsident Zeman und Premier Babiš scharf:
„Die Ernennung von Arenberger wurde zu einer Farce zur Förderung russischer und chinesischer Interessen. Zeman hielt dem Vorgängerminister noch einmal dessen Nein zu Sputnik vor. Jeder, der so handle, schade Tschechien und trage Verantwortung für Menschen, die wegen fehlender Impfstoffe sterben. Und Premier Andrej Babiš steht wie ein primitiver russischer Bauer vor dem Zaren und schweigt dazu. Welch ekelhaftes, skandalöses russisches Theater. ... Babiš verliert, indem er Zeman gehorcht und Blatný auf dessen Befehl abberuft. Die Leute wählten Babiš als Souverän, als Idol. Er aber lässt sich seine Macht von einem wütenden Präsidenten beschneiden.“
Russlands Waffe sticht bei einstigen Satelliten
Aktuality.sk erinnert daran, dass wegen Sputnik auch schon die Regierung der Slowakei in Turbulenzen geraten war:
„Unabhängig davon, wie der Kampf um Sputnik in Tschechien ausgehen wird: Das ach so selbstlose Angebot Moskaus, einen Impfstoff bereitzustellen, hat nach der Krise in der Slowakei nun auch noch die Entlassung des Gesundheitsministers eines anderen mitteleuropäischen Staates verursacht. Obwohl nicht sicher ist, wie gut Sputnik V gegen das Covid-19-Virus wirkt, könnten die Russen ihn zumindest schon als Hybridwaffe patentieren lassen, die bei den ehemaligen Kreml-Satelliten erfolgreich zu einer Destabilisierung führt. Und das wollten sie schon immer.“