Moskau erklärt Meduza zum "ausländischen Agenten"
Die russischen Behörden haben das unabhängige Internetportal Meduza zum "ausländischen Agenten" erklärt. Das auf Russisch über Russland berichtende, aber in Lettland beheimatete Portal muss nun vor jeder Meldung deutlich auf diesen Rechtsstatus hinweisen. Viele Werbekunden springen ab, das Medium bittet um Leserspenden. Kommentatoren ordnen die Maßnahme in eine neue Strategie des Kreml ein.
Kritische Stimmen werden unterdrückt
Als Teil einer Kreml-Strategie zur Kontrolle des russischsprachigen Mediensektors interpretiert Echo Moskwy die Maßnahmen:
„So wie man 2012 mit allen Medien und Journalisten umsprang, die die damalige Protestwelle unterstützten, werden jetzt alle relevanten Medien gesäubert, die aktiv über Korruptionsermittlungen, Vergiftungen und die folgenden Demonstrationen für Nawalny berichtet haben. Solche Medien kann man an den Fingern abzählen und Meduza ist zweifellos das prominenteste und einflussreichste der unabhängigen Online-Medien. ... Ein weiteres Thema wird die Säuberung von Youtube sein, dessen Gefährlichkeit man im Kreml endgültig erst aufgrund von Nawalny erkannt hat.“
Nun geht es gegen unabhängige Medienprojekte
Auch Nowaja Gaseta erkennt den Beginn einer neuen vom Geheimdienst gelenkten Strategie gegen die bislang noch recht unkontrollierten kleinen Medien:
„Diese Medien haben keine Aktionäre, mit denen man sich absprechen kann, so wie man sich mit den Aktionären von Kommersant oder Wedomosti geeinigt hat. Sie haben Spender und Leser - und die sind nicht daran interessiert, dass diese Medien zahnlos werden - im Gegenteil. Meduza ist nur das einflussreichste von ihnen und das einzige, das es geschafft hat, zu einem kommerziell tragfähigen Projekt zu werden. ... Der gemeinsame Nenner des Geschehens ist schlicht: Das Machtzentrum im Land hat sich endgültig in die Lubjanka [FSB-Zentrale] verlagert.“