Russland: Amoklauf an Schule in Kasan
In Kasan hat ein 19-jähriger in seiner ehemaligen Schule ein Massaker mit neun Todesopfern und 20 Verletzten angerichtet. Der Täter wurde gefasst. Kurz zuvor hatte er sich auf Telegram als Gott bezeichnet und seinen Amoklauf verklausuliert angekündigt. Russlands Presse fragt sich, ob und wie solche Vorfälle zu verhindern sind.
Psychologie schützt besser als Wachposten
Der Kriminologe Igor Sundijew fordert in Iswestija mehr psychologische statt formeller Sicherheitsmaßnahmen an Schulen:
„Oft richtet sich die Aggression der Jungterroristen gegen jene Einrichtungen, in denen sie früher gelernt haben. Der Grund dafür ist, dass der Frust bei pathologisch neurotisierten jungen Leuten eine Hyperbedeutung bekommt, worauf die Möglichkeit, erlittenes Leid zu rächen, zum Lebensziel wird. Zum Schutz der Kinder vor solchen Aggressoren ist es sinnlos, überall Wachposten aufzustellen. Der Wachmann ist allein und im Rentenalter, was kann er real gegen einen bewaffneten Verbrecher tun? Bestenfalls den Alarmknopf drücken bevor er stirbt. Stattdessen braucht es ein sehr genaues psychologisches Monitoring der Kinder.“
Wirkliche Extremisten sind uninteressant
Echo Moskwy wirft dem Staat vor, vermeintliche statt echter Gefahren zu bekämpfen:
„Das System ist nicht auf die Gewährleistung von Sicherheit gepolt, sondern auf seinen Selbsterhalt. Im Land gibt es Hunderte Verfahren gegen Extremisten, deren ganzer Extremismus in Likes, Bildchen und geteilten Beiträgen besteht. ... Wenn es dann einmal eine konkrete Situation gibt, was sehen wir dann? ... Einen Teenager, der reale Drohungen im Netz publik macht, faktisch sein anstehendes Verbrechen ankündigt - und niemanden hat es interessiert. Denn echte Verbrecher und Extremisten zu fangen ist schwierig und uninteressant. ... Die nächste Tragödie ist deshalb nur eine Frage der Zeit.“