Regionalwahlen in Kroatien: Ein Warnschuss?
Bei den Regional- und Lokalwahlen in Kroatien am Sonntag haben die etablierten Großparteien vor allem in den Metropolen schlechter abgeschnitten als erwartet. In der Hauptstadt Zagreb konnte der links-grüne Tomislav Tomašević mit dem Bündnis Možemo 45,15 Prozent der Stimmen gewinnen. Er tritt nun am 30. Mai in einer Stichwahl gegen den Sänger Miroslav Škoro an, Gründer der rechtsnationalistischen Heimatbewegung DPMŠ.
Die Früchte des Zorns warten auf die Ernte
Die großen Parteien haben bei den Lokalwahlen in Zagreb wegen ihrer Ignoranz so schlecht abgeschnitten, schimpft Novi list:
„Wenn die politische Elite, links und rechts, keinen elementaren Schluss aus dieser Lage ziehen - nämlich nicht zu verpassen, wenn die Menschen wirklich genug haben -, könnte sich das Szenario von Zagreb in drei Jahren auf Landesebene wiederholen. ... Auch wenn einige Teile des Programms von Možemo! ziemlich fragwürdig sind, werden sie keinerlei kommunistische Diktatur in Zagreb einführen. Noch wird Škoro, falls er durch ein Wunder siegen sollte, ein rechtsautoritäres System einführen. Aber wenn die Corona-Probleme das sowieso schon enttäuschte und verbitterte Kroatien in noch tiefere Probleme ziehen, ist nicht ausgeschlossen, dass eine noch nicht existente radikale Option 2024 die Früchte des Zorns erntet.“
Propaganda statt Programm
Škoro hat außer populistischen Parolen wenig zu bieten, findet Jutarnji list:
„Als er [die Koalition des Gegenkandidaten Tomašević] Možemo! als extrem links bezeichnete, hat Škoro ganz Zagreb in die Vergangenheit zurückgeschickt. Das ergibt für ihn Sinn. Dort fühlt er sich am wohlsten, beim Aufbauen von Popularität durch Einschüchterung von politischen Gegnern und Drohungen, dass Bürger, wenn sie Tomašević wählen, [wie im Sozialismus üblich] zu Arbeitsaktionen gehen, Straßenbahnschienen verlegen und Abwasserrohre eingraben müssen. ... Indem er sich auf die ideologische Färbung Zagrebs konzentriert, kommt Škoro darum herum, ein Programm zu präsentieren.“