Corona-Ausnahmen für Fußballfans in Porto
Beim Champions-League-Finale in Porto genossen die angereisten Fußballfans der britischen Clubs Manchester City und FC Chelsea Freiheiten, die der allgemeinen portugiesischen Bevölkerung zur Zeit wegen der Corona-Restriktionen noch verwehrt sind. Das war zumindest schlecht kommuniziert, wenn nicht sogar total daneben, kritisieren nationale Medien.
Die eigene Bevölkerung beleidigt
Die Regierung hat hier eine Grundregel gebrochen, ärgert sich Público:
„Portugal braucht Tourismus, und um ihn zu haben, muss es der Welt eine gewisse Normalität zeigen. Ein Champions-League-Finale kann dafür zweifellos eine gute Gelegenheit sein. Aber man muss unbedingt abwägen zwischen einem eventuellen Imagegewinn im Ausland und der Beleidigung der Würde des portugiesischen Volkes im Inneren. Ein anständiges Land passt die geltenden Regeln nicht an oder setzt sie aus. Weder für Sportfans, wie es am Ende der nationalen Meisterschaft geschah, noch für Ausländer. Vor dem Gesetz sind alle gleich. Diese Grundregel ließ die Regierung brechen. Sie war vom Finale geblendet und beging einen schweren Fehler.“
Nicht die Fans waren das Problem
Die Regierung hätte besser auf wichtigtuerische Ankündigungen verzichtet, findet Jornal de Nóticias:
„Das Problem war nicht so sehr die Anwesenheit von Fans von Chelsea und Manchester City in Porto, denn sie mussten sich alle vor dem Abflug auf Covid-19 testen lassen. Das Problem waren eher die von der Regierung gewählten Worte oder die Ankündigung eines Plans für die Organisation des Spiels unter sicheren Bedingungen. ... Das Land erkannte schnell, dass es keinen Plan gab, irgendwelche Exzesse unter den Briten einzudämmen oder zu vermeiden. Es gab keine Blase. Und auch keine Strategie. Das Land sah nichts als Fans, die aßen, tranken und sich mit Freunden trafen.“