Nun auch Kinder und Jugendliche impfen?
Seit Ende Mai ist in der EU der erste Corona-Impfstoff für Jugendliche freigegeben: Comirnaty von Biontech/Pfizer darf nun auch ab dem Alter von zwölf Jahren verabreicht werden. Auch Moderna hat die EU-Zulassung seines Vakzins für die jüngste Altersgruppe bereits beantragt. Diese Entwicklung entfacht neue Diskussionen.
Nein, der Nutzen wiegt das Risiko nicht auf
Die Impfung bei Kindern und Jugendlichen schadet mehr als sie nützt, meint Autorin und Historikerin Gudula Walterskirchen in einem Gastkommentar für Die Presse:
„Vorausgegangen war der Notfall-Zulassung in den USA und der vorläufigen in Europa eine Studie von Biontech-Pfizer an insgesamt 2260 Jugendlichen dieser Altersgruppe. Eine sehr kleine Studiengruppe. Die Hälfte erhielt den Impfstoff, die andere ein Placebo. Von den 1100 Geimpften entwickelten etwa 80 Prozent Nebenwirkungen. ... In der Gruppe der Nichtgeimpften hingegen litt kein einziger Proband an irgendwelchen Beschwerden, denn die 16 Infektionen verliefen symptomlos. ... Somit stellt sich die Frage, welchen Sinn eine 'Impfung' gesunder Kinder mit einer wenig erprobten Substanz hat, deren Risiken nicht bekannt sind.“
Nur mit Einverständnis beider Eltern
Anwalt Nuno Cardoso Ribeiro stellt sich in Público die Frage, wie getrennte Eltern mit verschiedenen Meinungen zur Impfung ihrer Kinder umgehen sollten:
„Im Allgemeinen werden die Impfungen, die im Nationalen Impfprogramm vorgesehen sind, als routinemäßiger Akt im Leben des Kindes angesehen, ohne besondere Bedeutung. ... Sie bergen keine besonderen Gesundheitsrisiken, sind weit verbreitet und der Nutzen liegt auf der Hand. Bei Impfstoffen gegen Covid-19 geht es jedoch um neue Medikamente, die kaum getestet und untersucht wurden. Es kann Risiken geben, die noch nicht vollständig identifiziert wurden. ... Die Entscheidung, ob ein Kind oder ein Jugendlicher gegen Covid-19 geimpft werden soll, hat deshalb großes Gewicht - so dass sich beide Elternteile einigen müssen.“
Nicht, so lange in Afrika die Alten sterben
Aus globaler Perspektive anmaßend findet die Debatte über die Impfung der Jüngsten The Irish Times:
„Europa diskutiert darüber, ob Kinder geimpft werden sollten, und plant, übrig gebliebenen Impfstoff für künftige Auffrischimpfungen einzulagern. Währenddessen kämpfen in Entwicklungsländern ungeimpfte Mitarbeiter der Gesundheitswesen gegen täglich steigende Infektionsraten, eine hohe Zahl schwerer Verläufe und sogar mangelnde Sauerstoffvorräte. Wenn sich die G7-Führer in England treffen, sollte die Korrektur dieses Ungleichgewichts oberste Priorität haben. ... Es ist inakzeptabel, dass gesunde junge Menschen im Westen, die nur ein minimales Risiko haben, am Virus zu sterben, Zugang zu Impfstoffen haben, während ältere und vulnerable Menschen in Afrika und Lateinamerika warten müssen.“
In bestimmten Fällen ja
Auch wenn zuerst bedürftige Länder mehr Impfstoff brauchen – in Ausnahmefällen sollten auch Kinder und Jugendliche geimpft werden, findet The Guardian:
„Bei einigen Kindern steht mehr auf dem Spiel, als bei anderen. Deshalb sollten die, die vulnerabel sind und sich zur Sicherheit abschirmen müssen, eine Impfung bekommen dürfen, wenn diese für sie sicher ist. Auch gibt es gute Argumente für die Impfung von 17- und 18-Jährigen, weil das Virus in älteren Teenagern ähnlich zu reagieren scheint wie in jungen Erwachsenen und weil sie helfen würde, den Schulbetrieb vor dem Abitur in Gang zu halten. Auch in lokalen Krisenherden wie dem Hotspot in Blackburn, sollte die Impfung von Kindern sicherlich eine Option sein.“