Gegen Covid-19 impfen - ja oder nein?

Am heutigen Dienstag hat Großbritannien damit begonnen, seine Bürger gegen Covid-19 zu impfen. Bereits am Montag verabreichte Russland seinen Impfstoff an 25.000 Freiwillige. Auch andere Staaten wollen möglichst bald mit ihren Kampagnen beginnen. Das stellt viele Menschen in Europa vor die Frage: Soll ich mich impfen lassen oder nicht? In den Kommentarspalten finden sie unterschiedliche Antworten.

Alle Zitate öffnen/schließen
KP (UA) /

Zu viele Unbekannte

Die Redakteurin Natalya Michkovskaya von kp.ua erklärt, warum sie eine Covid19-Impfung ablehnt:

„So schnell, wie die Impfstoffe hergestellt werden, können ihre langfristigen Auswirkungen nicht abgeschätzt werden. Bevor wir eine Pille gegen Kopfschmerzen einnehmen, studieren doch die meisten von uns zunächst mal die Nebenwirkungen, und hier schlägt man uns vor, etwas einzunehmen, ohne dass man etwas zur Zusammensetzung, den Folgen oder Nebenwirkungen sagt. An wem und wann wurde dieser Impfstoff getestet? Vielleicht führt er zu Krebs oder beeinflusst die reproduktiven Funktionen? ... Jeder Impfstoff hat Kontraindikationen, zum Beispiel für Menschen mit Diabetes, Krebs oder Erkrankungen der Atemwege. Aber bisher habe ich nicht gehört, dass ein Hersteller ehrlich gesagt hätte: unser Corona-Impfstoff ist nicht für alle.“

Der Spiegel (DE) /

Eine moralische Pflicht

Spiegel-Kolumnist Nikolaus Blome hätte nichts gegen eine Impfpflicht einzuwenden:

„[Es wäre] ehrlich - nicht nur für Konservative -, würde den Bürgern vermittelt, dass es tatsächlich vor allem Pflichten sind, welche die Corona-Zeiten prägen. So ist die Impfpflicht, die Pflicht sich impfen zu lassen, einerseits eine moralische mit Blick auf die Gesundheit der Mitmenschen, die Vereinsamung großer Gruppen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt insgesamt. Es ist eine Pflicht wie jene, Mitmenschen in Bedrängnis zu helfen oder Zivilcourage zu zeigen, wenn es gegen Schwache oder Fremde geht. Außerdem ist das Impfen eine ökonomische Pflicht angesichts von Arbeitslosigkeit, Verschuldung und der Gefährdung zahlloser Existenzen infolge fortgesetzter Lockdowns. “

Ilta-Sanomat (FI) /

Keine Nabelschau betreiben

Ilta-Sanomat appelliert an die Finnen, in dieser Frage nicht nur an sich zu denken:

„Eine Impfung ist die persönliche Entscheidung jedes einzelnen. Aber wo, wenn nicht hier, sollte auf eine Nabelschau verzichtet werden? Durch eine Impfung kann jeder von uns die Rückkehr der Gesellschaft zur Normalität vorantreiben und auf diese Weise einen Zusammenbruch der Wirtschaft, die Einsamkeit der Alten und die Belastung für Kinder und Jugendliche verhindern. Eine Impfung schützt Mitbürger, insbesondere Risikogruppen, für die das Virus tödlich sein kann. Bei ihnen geht es um Leben und Tod. Je mehr Geimpfte es gibt, umso weniger Möglichkeiten hat das Virus, sich auszubreiten.“

Público (PT) /

Entwicklungstempo kein Manko

Für Público spricht der schnelle Zulassungsprozess nicht gegen die Impfstoffe:

„Zunächst einmal gab es schon vor dem Auftreten des Coronavirus wissenschaftliche Entwicklungen in die Richtung, Impfungen leichter herstellen zu können. Aber nichts wäre so schnell gegangen, wenn nicht die beispiellose Kanalisierung von personellen Ressourcen und Geld sowie die abgestimmte Arbeit von Aufsichtsbehörden und Unternehmen gewesen wäre. ... Entgegen der Meinung einiger bedeutete diese Abstimmung nicht, Etappen zu überspringen. Sie bedeutete, die Daten schon während der Erstellung zu überprüfen, anstatt auf den Abschlussbericht zu warten, und die Arbeit zu synchronisieren, um Zeitverschwendung zu vermeiden. ... Die Genehmigung von Therapien wird immer Risiken und Nutzen abwägen. Es hat sich gezeigt, dass die Vorteile die Risiken bei weitem überwiegen.“