Großbritannien will keine Coronaregeln mehr
Zum 19. Juli sollen in Großbritannien quasi alle noch bestehenden Coronaregeln fallen. Die Infektionszahlen stiegen in den vergangenen Wochen zwar stark an, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 259. Doch die Zahl der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle blieb bislang relativ niedrig. Gesundheitsminister Sajid Javid sagte: „Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben.“ Ist die britische Regierung auf dem richtigen Weg?
Maskenfreier Optimismus
Nun muss auch die Maskenpflicht fallen, drängt The Daily Telegraph:
„Eine Studie der Cambridge University ergab letzte Woche, dass die Sterblichkeitsrate für Covid dank des Impfprogramms auf schätzungsweise 0,085 Prozent gesunken ist – das ist niedriger als bei der Grippe. Und bei der Grippe wurde nie das Tragen von Masken eingefordert. Aber noch bedeutender ist, dass eine Maskenpflicht in Verkehrsmitteln von Großstädten eine Atmosphäre kreiert, die der Rückkehr von Optimismus und Selbstbewusstsein zuwider läuft. Millionen Menschen, die während der Pandemie mit unheilschwangeren Warnungen der Gesundheitsbehörden bombardiert wurden, könnten deshalb an einer traumatisierten Denkweise festhalten, statt sich auf das neue Leben nach der Impfung zu freuen.“
Moralisch unverzeihlich
Boris Johnson verspielt alle Erfolge, empört sich The Irish Times:
„Viele Menschen in England werden ungeschützt bleiben. Und kein Impfstoff bietet vollständigen Schutz, was bedeutet, dass gefährdete Personen in großer Zahl erkranken und sterben könnten, wenn sich die derzeitigen Übertragungsraten fortsetzen. Ein wissenschaftlicher Berater der Regierung warnt, dass die Lockerungspläne dem Bau einer 'Mutations-Fabrik' gleichen. De facto ist es jetzt also offizielle britische Regierungspolitik, das Virus in der Bevölkerung frei kursieren zu lassen. Das ist eine moralisch unentschuldbare Haltung, die Großbritannien - und seine Nachbarn - teuer zu stehen kommen wird.“