Olympia: Estland jubelt über Gold-Fechterinnen
Die estnischen Degenfechterinnen haben bei den Olympischen Spielen in Tokio die Goldmedaille im Mannschaftswettbewerb gewonnen. Nicht nur der sportlichen Leistung wegen löst das in der Landespresse überschwängliche Begeisterung aus.
Estinnen wie du und ich
Der Chefredakteur der russischsprachigen Delfi, Andrej Schumakow, sieht in den Gold-Fechterinnen einen Mikrokosmos der estnischen Gesellschaft:
„Das Fecht-Team ist wie ein Querschnitt des Landes, der ganzen Gesellschaft. Da sind Russinnen und Estinnen. Die Mitglieder kommen aus den verschiedensten Städten: der Hauptstadt Tallinn, der Universitätsstadt Tartu, dem kleinen, gemütlichen Haapsalu. Erika Kirpu ist gar in Moskau geboren, was unter den Bewohnern von Estland ja auch nicht gerade selten ist. Und wie das Land leben die Fechterinnen mit sehr begrenzten Mitteln. Glaubt ihr, dass es unter denen keine Konflikte gibt? ... Hat man aber ein gemeinsames Ziel, kann man persönliche Ambitionen beiseitelegen.“
Viel mehr als Sport-Maschinen
ERR-Sportreporter Johannes Vedru freut sich besonders über die Vielseitigkeit und Offenheit der Frauen:
„Sie sind besonders. Alle unsere Olympiasiegerinnen sind besonders. Und dabei sind sie Menschen aus unserem Leben. Vielleicht sogar 'Mädchen von nebenan'. Für viele von uns. 'Wir hoffen, normal weiterleben zu können', sagt Julia Beljajeva. Sympathisch. Was sagt das alles über Fechten und diese Frauen? Denkt nach! Vielseitigkeit. Offenes Denken. Liebe. Fechten als Sportart fördert einen harmonischen Menschen. In einer Ära, in der es scheint, dass nur diejenigen erfolgreich sind, die einen möglichst engen Fokus haben, macht der Olympiasieg der Fechterinnen Hoffnung auf einen 'Menschen der Renaissance'.“