Schüsse mitten in Riga: Überzogene Militärübung?
Noch bis zum 3. Oktober findet Lettlands größte Militärübung des Jahres mit rund 10.000 Soldaten, teilweise auch aus Partnerstaaten, statt. Im Rahmen von Namejs 2021 wurde teilweise auch im Zentrum von Riga geschossen, was für Angst und Verwirrung bei Passanten und für Empörung in den Sozialen Medien gesorgt hat. Lettlands Presse zeigt dafür Verständnis, gewichtet aber die Erkenntnisse höher, die diese Simulation für die Zukunft liefert.
So sähe Hybridkrieg nun mal aus
Für Diena ist die Aufregung vor allem mangelnder Kommunikation geschuldet:
„Für einige Bürger mögen gut bewaffnete Soldaten, die durch die Stadt laufen, hinter den Ecken der Häuser Deckung suchen und von Zeit zu Zeit in die Luft schießen, übertrieben und beängstigend sein. Wenn den Leuten aber offen erklärt würde, dass diese Militärübung eine Situation unter den Bedingungen eines Hybridkrieges darstellen soll, in der sich der Feind bereits auf den Straßen von Riga bewegt, aber 'unsichtbar' und schwer identifizierbar ist und möglicherweise von prorussischen Kräften unterstützt wird, dann würden sich gewissenhafte lettische Staatsbürger wohl kaum darüber aufregen.“
Schocktherapie liefert wichtige Erkenntnisse
Latvijas Avīze kommentiert ein Video, das für viel öffentliche Aufregung sorgte. Darin trifft eine Frau mit einem schreienden Kind auf Soldaten mit Gewehren im Anschlag:
„Die in den Sozialen Medien viel diskutierte Episode fand in der Nähe des Verteidigungsministeriums statt. In vielen Ländern ist es sogar unter normalen Bedingungen verboten, solche Gebäude zu passieren. Aber bei uns wird gesagt: Wenn jemanden die Anwesenheit der Armee oder der Lärm einer Schießerei im Zentrum von Riga ängstigt, dann soll er einfach einen anderen Weg nehmen. In diesem Sinne war diese Übung für die Armee und das Verteidigungsministerium eine wertvolle Lehre. ... Denn sie lässt echte Schlussfolgerungen zu, wie die Gesellschaft reagieren würde, wenn eine reale Kriegssituation im Zentrum der Hauptstadt entstünde.“