Spanien will Prostitution abschaffen
Spaniens Premier Pedro Sánchez hat letzte Woche bekräftigt, bis zum Ende der Legislaturperiode ein Gesetz zur Abschaffung der Prostitution in Spanien vorzulegen. Dabei wollen sich die regierenden Parteien weitgehend am sogenannten nordischen Modell orientieren, das die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen unter Strafe stellt. Für Kommentatoren Anlass für eine Generaldebatte.
Alles beginnt mit dem Menschenhandel
Es gibt keine freiwillige Prostitution, meint Elena Valenciano, ehemalige Vizevorsitzende der spanischen Sozialisten, in der neuen Zeitung El Periódico de España:
„Glücklicherweise sind es nicht viele, die sich gegen eine strafrechtliche Verfolgung des Handels mit Frauen und Mädchen aussprechen. ... Die eigentliche Debatte dreht sich um die irrige Vorstellung, dass Prostitution eine freiwillige Tätigkeit ist. ... Den Handel mit Frauen und Mädchen vom lukrativen Geschäft der Prostitutionsindustrie zu trennen, ist weder realistisch noch konsequent. ... Staatliche Organe müssen endlich ein rechtliches Zeichen setzen, um Praktiken, die den Sexhandel begünstigen, zu rügen. Eine gerechte Gesellschaft darf nicht zulassen, dass Mädchen und Frauen gekauft und verkauft werden und ihr Körper stundenweise vermietet wird.“
Zehntausende Frauen brauchen sofort Schutz
El País fehlen kurzfristige Maßnahmen:
„Die Debatte, die der Präsident mit seinem Vorschlag eröffnet hat, kann dazu dienen, die nicht verhandelbaren Kriterien einer Gesellschaft festzulegen, die von den Frauenrechten überzeugt ist und demokratischen Anstand hat - und zwar ohne moralisierende Überheblichkeit oder zensierenden Puritanismus. ... In jedem Fall muss eine ehrliche und offene Debatte darüber geführt werden, wie gegen die mafiösen Netzwerke wirksam vorgegangen werden kann. ... Wir können jedenfalls nicht weiterhin so tun, als gäbe es das Problem nicht. Die Änderung von Gewohnheiten und Sexualerziehung sind lobenswerte Ziele, aber in der Zwischenzeit leben Zehntausende von Frauen ohne den geringsten Schutz: Sie sind es, die es wirklich eilig haben.“