Wie unangenehm dürfen Journalistenfragen sein?
Während einer Pressekonferenz in Athen kam es am Dienstag zu einem Wortgefecht: Die Journalistin Ingeborg Beugel leitete eine Frage an Premier Mitsotakis ein, indem sie ihm Lügen angesichts der Pushbacks von Flüchtlingen durch griechische Behörden vorwarf. Mitsotakis regierte gereizt: Er könne nicht akzeptieren, dass das griechische Volk mit Vorwürfen und Ausdrücken beleidigt werde, die nicht durch Fakten belegt seien.
Distanz zu Aktivisten wahren
Für Protagon hat sich Ingeborg Beugel unglaubwürdig gemacht:
„Die niederländische Journalistin stellte eine sehr gute Frage auf die denkbar schlechteste Art und Weise, denn sie verhielt sich wie eine Aktivistin, ein Mitglied einer NGO. … Sie scheint jemand zu sein, der die Behauptungen der Türken und bestimmter NGOs benutzt. Sie könnte auf einfache Weise um eine Auskunft über die Vorwürfe der Pushbacks und die entsprechenden Videos bitten, die zu diesem Thema kursieren. ... Wenn man die Frage aber mit einem Fingerzeig beginnt, indem man seinen Gesprächspartner als Lügner bezeichnet, ist man zuerst ein Aktivist und erst dann ein Journalist.“
Griechische Journalisten sollten sich schämen
Infowar geht hingegen mit den griechischen Journalisten hart ins Gericht:
„Die Lügen der Regierung Mitsotakis - aber auch der anderen Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten und der EU selbst - über die Behandlung von Flüchtlingen sollten auf den Titelseiten aller Medien stehen, die nicht aus Respekt vor ihrem Publikum handeln, sondern aus Respekt vor sich selbst. Anstatt sich im Namen des Landes wegen einer aufschlussreichen Frage beleidigt zu fühlen, sollten sie sich über das ärgern, was die Frage offenbart. … Griechische Journalisten sollten sich schämen für die Verbrechen, die sie vertuschen, für die Fremdenfeindlichkeit und den Rassismus, den sie den Bürgern seit Jahren verkaufen, für ihre völlige Unfähigkeit, sich von den Interessengruppen zu lösen, die sie ernähren.“