Zehnter Todestag: Was bleibt von Václav Havel?
Tschechien hat am Wochenende an den Dramatiker, Bürgerrechtler und Politiker Václav Havel erinnert. Der im Ausland wohl bekannteste tschechoslowakische und später tschechische Präsident starb vor zehn Jahren. Inwieweit dessen Werteskala heute noch passen würde, beschäftigt die Kommentatoren.
Das Richtige tun, ohne zu wissen, wie es ausgeht
Für den Philosophen und früheren Bürgerrechtler Daniel Kroupa bleibt Havel im kollektiven Gedächtnis des Landes, wie er in Seznam Zprávy schreibt:
„Was ihn auszeichnete, war der Wunsch, Dinge zu verstehen, sie wahrheitsgetreu zu benennen, offen zu bleiben für diejenigen, mit denen er nicht einverstanden war, nicht gleichgültig gegenüber Ungerechtigkeiten zu sein, ob sie nun unseren Lieben widerfahren oder Entfernten. Er lebte in der Hoffnung, dass es sinnvoll ist, in einer gegebenen Situation das Richtige zu tun, auch wenn wir nicht wissen, wie es ausgehen wird.“
Heute wäre der Idealist ratlos
Havels moralische Richtschnur wäre heute möglicherweise veraltet, reflektiert der Feuilletonist Jiří Peňás in Echo24:
„In den zehn Jahren nach Havels Tod hat sich viel verändert. Zu Hause und vielleicht noch mehr auf globaler Ebene. ... Havel war ein altmodischer Idealist, der glaubte, dass die Grundlinie des Weltgeschehens durch die alten westlichen Vorstellungen von Freiheit, Menschenrechten und dem Glauben an die rationale Natur der Demokratie definiert wurde. Einem Leitfaden, der überall und jederzeit funktioniert. Der Wind, der die Globalisierung entfesselte, hat viele der Gewissheiten, die Havels Welt ausmachten, weggeblasen.“