Ukraine: Ex-Präsident Poroschenko flieht ins Ausland

Der frühere ukrainische Staatschef Petro Poroschenko hat das Land verlassen. In der Ukraine droht ihm ein Prozess wegen Hochverrats. Der Großunternehmer soll durch den millionenschweren Einkauf von Kohle in der von Separatisten kontrollierten Ostukraine deren "terroristische Aktivitäten" finanziert haben. Kommentatoren kritisieren sowohl die Strafverfolgung als auch die Flucht.

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NV (UA) /

Kyjiw schießt sich ins eigene Knie

Einen Imageschaden für die Ukraine, zudem in kritischen Zeiten, fürchtet der Investmentbanker Serhiy Fursa auf NV:

„Man muss Poroschenko wirklich nicht lieben. Aber in einer Zeit, in der das Land eine internationale Koalition braucht, um Putin entgegenzutreten, ist es nicht sehr sinnvoll, die Ukraine zu einem Staat mit politischer Unterdrückung zu machen. Und genau so wird der Verdacht gegen Poroschenko im Westen wahrgenommen werden. ... Die Ukraine ist ein Vorposten der Demokratie an der Grenze zu Russland. Und genau deshalb werden wir unterstützt. Mitunter auch gegen die eigenen Interessen. Aber wie erklärt man dem westlichen Durchschnittsbürger, dass es in einem Vorposten der Demokratie politische Verfolgung gibt?“

Gordonua.com (UA) /

Plötzlich zählt nur noch die eigene Haut

Der ehemalige ukrainische Verteidigungsminister Anatolij Grizenko hält Poroschenkos Flucht auf gordonua.com für feige:

„Jetzt schickt er aus dem Ausland Videos, in denen er sagt, dass er Mitte Januar zurück sein wird. Er wird dort fast einen Monat lang bleiben. Der gleiche Mann, der sich noch vor einer Woche in den Fernsehkanälen lauthals über den Krieg und die Krise geäußert hatte und sofortige Dringlichkeitssitzungen der Abgeordneten, des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats und der Regierung forderte. Und wenn man also eine Vorladung erhalten hat, dann sind der Krieg und die Krise schon aus dem Blickfeld verschwunden, nicht mehr aktuell? Dann geht es nur noch darum, im Ausland seine Haut zu retten, und von dort aus über 'politische Verfolgung' zu klagen?“