Schweizer lehnen Staatsgelder für Medien ab
Mit rund 55 Prozent haben die Schweizer gegen ein neues Gesetz zur Medienförderung gestimmt. Das Paket sollte 151 Millionen Schweizer Franken jährlich [rund 144 Millionen Euro] umfassen und privaten Anbietern helfen. Linke Parteien hatten dafür geworben, das bürgerliche Lager und die rechtspopulistische SVP waren dagegen gewesen. Geteilt sind auch die Reaktionen der Schweizer Medien.
Vertrauen erschüttert
Subventionen für Berichterstatter wären politisch mehr als fragwürdig gewesen, freut sich die Neue Zürcher Zeitung über das Ergebnis:
„Möglicherweise ist die Absage an zusätzliche Finanzhilfen auch eine Reaktion auf die Berichterstattung in der Corona-Zeit. Die Glaubwürdigkeit der Medien wurde in den letzten zwei Ausnahmejahren auf die Probe gestellt, die auffällige Staatsnähe und die - wie man nun weiss - von der Chefetage verordnete Regierungstreue gewisser Titel müssen das Vertrauen vieler Bürger in die vierte Gewalt erschüttert haben.“
Dieses Ergebnis muss diskutiert werden
Die Schweizer Medien müssen sich fragen, ob das Nein an punktuellen Schwächen des Pakets oder an grundsätzlicher Unzufriedenheit lag, fordert der Tages-Anzeiger:
„Tatsache ist, dass viele Aspekte unserer direkten Demokratie und unseres alltäglichen Zusammenlebens gefährdet sind, wenn unabhängige Informationen und eine gemeinsame Diskussionsbasis fehlen. Dass viele regionale Zeitungen ohne staatliche Hilfe mittelfristig nicht überleben werden, war keine leere Drohung im Abstimmungskampf, sondern entspricht der Realität. Wenn sich immer mehr Menschen ihr Weltbild auf sogenannten alternativen Plattformen zusammenzimmern, bedeutet das für unsere Debattenkultur nichts Gutes.“
An die eigene Nase fassen
Die Medien müssen aus dem Ergebnis der Abstimmung lernen und den Bürgern beweisen, wie wichtig ihre Existenz ist, kommentiert Le Temps:
„Dieser 13. Februar zwingt die Redaktionen in jedem Fall dazu, sich selbst zu hinterfragen. Das Wahlergebnis zeigt auch, dass die Medien als selbstgefällig und unter externem Einfluss stehend wahrgenommen werden. ... Die einzige mögliche Antwort darauf: noch sorgfältiger zu arbeiten, sich daran zu erinnern, ständig auf die Suche nach Meinungen zu gehen, die der eigenen Meinung widersprechen, die umfassenden Recherchen und die Arbeit vor Ort fortzusetzen und innovativ zu sein. Die Schweizer Medien werden keine andere Wahl haben, als zu beweisen, dass sie auch in einer von Google, Facebook und Co. dominierten Gesellschaft unverzichtbar sind.“