Aufruhr um Ohrfeige bei den Oscars
Es war das prägende Ereignis der Oscarverleihung am Montag: Der Schauspieler Will Smith verpasste dem Komiker Chris Rock vor aller Augen auf der Bühne eine Ohrfeige, weil dieser einen Witz über Smiths Frau gemacht hatte. Kommentatoren können mit dieser Zurschaustellung brutaler Männlichkeit nichts anfangen.
Wahrlich schlechtes Vorbild
Für jeglichen Beifall für die Schelle hat De Volkskrant kein Verständnis:
„Physische Gewalt hat nichts zu tun mit Ritterlichkeit. Dies nennt man toxische Männlichkeit: Ein Mann, der explodiert, weil er (wegen seiner Frau) in seiner Ehre gekränkt wird und sich dann nicht beherrschen kann. Was müssen die Millionen Menschen denken, die aufschauen zu dem äußerst erfolgreichen, sympathischen und mächtigen Smith? Dass dies die Art und Weise ist, mit der ein Mann so etwas löst? ... Die Academy täte gut daran, Smith im nächsten Jahr nicht einzuladen. Um ein Signal abzugeben, dass auch mächtige Männer ... nicht straflos davonkommen. Das wäre Filmgeschichte. “
Selbst in L.A. regiert noch das Patriarchat
Dieser Vorfall hat deutlich gemacht, dass die Vorherrschaft der Männer auch in den Köpfen der Frauen noch viel etablierter ist als gedacht, kommentiert Kolumnistin Nagehan Alçı in Habertürk:
„Die Reaktionen auf die Ohrfeige von Will Smith sind der Beweis dafür, dass ein Großteil von uns Frauen noch immer nicht die Strukturen der patriarchalischen Ideologie, die unsere Seelen besetzt hat, zum Einsturz bringen konnten. ... Es ist schmerzhaft. ... Leider hat gestern in Los Angeles trotz all des Lärms wieder einmal die Idee von einer Welt gesiegt, in der die reichen Weißen und die Männer herrschen.“