Ukraine: Kriegsverbrechen auf beiden Seiten?
Die von Moskau pauschal bestrittenen Gräueltaten in Butscha haben weltweites Entsetzen ausgelöst und zu einer weiteren Verschärfung des Tons gegenüber Russland geführt. Nun zeigt ein von der New York Times verifiziertes Video die Hinrichtung eines gefangenen russischen Soldaten durch ukrainische Truppen. Europas Presse diskutiert, wie man mit solchen Gewalttaten umgehen sollte.
Kyjiw verspricht immerhin Aufklärung
Die ukrainische Regierung hebt sich bei ihrer Reaktion auf Vorwürfe gegen die eigenen Soldaten wohltuend von jener in Moskau ab, lobt The Malta Independent:
„Es ist wahr, dass Gräueltaten von beiden Seiten begangen wurden. ... Aber immerhin räumte die ukrainische Regierung ein, dass es Fälle von Fehlverhalten der eigenen Truppen gegeben haben könnte. Und sie versprach, entsprechende Nachforschungen anzustellen. Russland hingegen bestreitet weiterhin, dass die eigenen Soldaten schuldlose Zivilisten getötet und vergewaltigt haben, obwohl es immer mehr Beweise für solche Verbrechen gibt. Das erinnert an vergangene Konflikte und Diktaturen - nur, dass wir jetzt im 21. Jahrhundert leben und die Wahrheit nicht so einfach vertuscht werden kann.“
Neue Technik macht es leichter
Alle sollten dazu beitragen die Gräultaten des Krieges zu dokumentieren, fordert Népszava:
„Ein großer Unterschied zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der heutigen Aggression gegen die Ukraine ist, dass man heutzutage so gut wie alle Kriegsverbrechen mit Handys dokumentieren kann. Die ganze Welt konnte die schockierenden Aufnahmen aus Butscha anschauen ... Nun soll man alle technischen Mittel nutzen, um die Ereignisse [dort] und in anderen Siedlungen aufzudecken und die Verantwortlichen zu identifizieren. Russland wird dazu wohl kaum Hilfe leisten, und der Kreml isoliert sich dadurch immer mehr vom ziviliserten Europa.“