Finnland: Sorge um Moskaus Antwort auf Nato-Beitritt
Wahrscheinlich noch in dieser Woche wollen die Regierungen in Helsinki und Stockholm über einen Nato-Beitritt ihrer Länder entscheiden. Insbesondere im direkt an Russland angrenzenden Finnland befürchtet man diesbezüglich Einschüchterungsversuche durch Moskau. Womit zu rechnen und wie zu reagieren ist, erörtern die Kommentatoren.
Auf Migration als Druckmittel gefasst sein
Von Finnland geplante Zäune an bestimmten Punkten der Grenze mit Russland sind zwar kein Allheilmittel, aber wahrscheinlich nötig, meint Helsingin Sanomat:
„Mit den Zäunen soll die so genannte instrumentalisierte Migration verhindert werden, also dass Russland Finnland unter Druck setzt, indem es eine große Zahl von Asylbewerbern über die Grenze schickt. … Es ist schwierig, die finnisch-russische Grenze, die lang und bewaldet ist, zu schließen. Die Alternative besteht darin, den Verkehr in Grenznähe zu kontrollieren. Russland hat dies bisher getan, aber jetzt kann man sich darauf nicht mehr verlassen. ... Deshalb ist ein Zaun besser als nichts.“
Kühlen Kopf bewahren
Man muss auf neue Einschüchterungsversuche vorbereitet sein, ohne überzureagieren, rät Etelä-Saimaa:
„Russische Grenzverletzungen und Cyberangriffe auf staatliche Websites gab es bereits im Frühjahr. Es besteht auch die Gefahr von Denial-of-Service-Angriffen auf die IT von Banken, die den täglichen Bankbetrieb stören könnten. … Darüber hinaus werden wir wahrscheinlich Reaktionen Russlands beobachten, die es bisher noch nicht gegeben hat. … Die kommenden Wochen können auch Auswirkungen auf den Alltag der Menschen hier haben. An der Ostgrenze sollte man aber einen kühlen Kopf bewahren. Es ist gerade die russische Einschüchterung, die Finnland in die Nato treibt.“
Nicht aus Furcht vor Putin zurückschrecken
Finnland und Schweden sollten sich nicht von Drohgebärden aus Russland von ihrem Kurs abbringen lassen, meint auch Kristeligt Dagblad:
„Eine nordische Nato-Erweiterung wird Russland zweifellos als Provokation ansehen. Aber es nützt nichts, sich von der ängstlichen Ungewissheit darüber lähmen zu lassen, wo Putins rote Linien verlaufen könnten. Wie der finnische Präsident in seiner Neujahrsansprache so richtig sagte, ist es Sache der Finnen - und man könnte hinzufügen, der Schweden -, selbst zu entscheiden, welchem Militärbündnis sie angehören wollen.“