Neue Anleihen: Kann die EZB die Märkte beruhigen?
Der EZB-Rat ist nur eine Woche nach der Bekanntgabe der Zinserhöhung zu einer Notsitzung zusammengekommen. Besorgt waren die Währungshüter über den auf die Ankündigung folgenden Anstieg der Zinsen für Staatsanleihen, was hochverschuldeten Ländern wie Italien zu schaffen macht. Unter anderem will die Zentralbank mit Reinvestitionen auslaufender Anleihen diesen Staaten unter die Arme greifen.
Diesmal gemeinsam handeln
Público begrüßt die Entscheidung der EZB:
„Der Krieg in der Ukraine, die explodierende Inflation und die Anzeichen wirtschaftlicher Stagnation, die sich in Portugal und Europa häufen, sind zu einer Bedrohung für die Stabilität der Eurozone und die Lebensbedingungen ihrer Bewohner geworden. Der Umgang mit dieser Bedrohung ist zu einer Priorität für die Politik der EZB, der EU-Kommission und der Mitgliedstaaten geworden. Außerdem haben sich die europäischen Behörden - anders als bei der letzten Schuldenkrise - zu integrierten Antworten auf die Krise verpflichtet und wollen nicht zulassen, dass der Verdacht auf die Anfälligkeit Griechenlands, Italiens oder Portugals wächst.“
Zu wenig Entschlossenheit
El País sind die beschlossenen Maßnahmen zu halbherzig:
„Die Notsitzung der EZB und die anschließenden Ankündigungen haben den Druck auf die Risikoprämien gesenkt, aber nur leicht, auf den Stand der Vorwoche. Frankfurt wird sich mehr ins Zeug legen müssen. Hätte man den Ankündigungen von diesem Mittwoch mehr Nachdruck verliehen - vergleichbar mit der Entschlossenheit von Mario Draghi während der Eurokrise 2012 - wäre die Wirkung größer gewesen. Und hätte man die Schaffung des neuen Antifragmentierungs-Mechanismus klarer und weniger improvisiert vorgestellt, gäbe es weniger Zweifel daran, dass es sich für Spekulanten nicht lohnt, Risiken einzugehen.“
Leicht zu beschwichtigende Börsen
Die EZB hat eigentlich nichts Weltbewegendes verkündet, beobachtet Postimees:
„Das außerordentliche Treffen des EZB-Vorstandes endete mit der Meldung, dass die Institution 'Flexibilität zeigt', um die Kreditkosten der Länder unter Kontrolle zu halten. Zusätzlich hat man wieder das Versprechen gehört, dafür ein neues Instrument zu schaffen. Also, ein bisschen warme Luft, aber für die Finanzmärkte hat es anscheinend gereicht. Zu Beginn dieser Woche ist der Preis des Geldes für Italien auf 4 Prozent gestiegen, in Deutschland waren es 1,7 Prozent. Der Unterschied war nach der EZB-Versammlung in der vergangenen Woche rasch gewachsen. Nun hat er sich wieder verkleinert.“