Chaos an Flughäfen: Wer trägt die Verantwortung?
Der von vielen lang ersehnte erste Reisesommer nach dem Ausbruch der Covid-Pandemie hat für viele Urlauber mit langen Warteschlangen, verschwundenem Gepäck oder gestrichenen Flügen begonnen. Gründe sind oft fehlendes Personal an Flughäfen oder etwa Streiks bei Billigairlines wie Ryanair und EasyJet. Europas Presse diskutiert mögliche Auswege aus der Krise.
Angestellte besser bezahlen
Das Chaos auf Europas Flughäfen ist direkt mit dem Gehaltsniveau der Angestellten verbunden, meint Õhtuleht:
„Naiv hat man gedacht, dass nach der Krise viele nie mehr fliegen oder wenn, dann selten und teuer. Genau das Gegenteil ist passiert und Flughäfen sind voller Menschen, die nur einen Wunsch haben - zu fliegen. Aber diejenigen, die früher in Flughäfen, Restaurants und dergleichen gearbeitet haben, haben neue Jobs gefunden und wollen nicht zurück. Auch [das Sicherheitsunternehmen] G4S hatte Probleme, Mitarbeiter für den Tallinner Flughafen zu finden. Die Anwerbung ist erst gelungen, nachdem die Firma den Mindestlohn von 1.400 Euro bekanntgab. Arbeitgeber, die keine Angestellten finden, sollten ihre Gehälter überprüfen. Vielleicht ist ja das Gehaltsniveau vor Corona stehengeblieben?“
Ausnahmezustand ist bald vorbei
Die Tourismusbranche wird sich bestimmt schnell beruhigen, denkt Új Szó:
„Die Reisenden haben akzeptiert, dass in diesem Jahr alles teuer ist, und bezahlen sogar die höheren Preise. ... Diese Sommersaison ist außergewöhnlich: die Reisewünsche, die zwei Jahre lang nicht erfüllt werden konnten, haben Vorrang vor der Rationalität. Jedoch werden aufgrund der Extrakosten, die die Reisenden nun bezahlen, im Herbst die Touristen fehlen. ... Das Ende der Urlaubssaison dürfte auch eine Konsolidierung mit sich bringen: einen Preisrückgang und ein normales Funktionieren ohne Streiks und Flugausfälle.“
Die Luftfahrt braucht ein neues Modell
Das Durcheinander an den europäischen Flughäfen illustriert nach Ansicht von De Standaard Umwälzungen im Wirtschaftssystem:
„Vor Corona lief alles auf Hochtouren. Knallharter Wettbewerb und eine eiserne Logik von Cost-Cutting dämpften das Chaos. ... Aber jetzt kommt auf den Tisch, wovor Reisende gerne die Augen verschließen: Die Qualität der Jobs, die die oft spottbillige Luftfahrt stützten. ... Die Luftfahrt hat ihr Ökosystem erschöpft. ... Ökonomische Studien haben gezeigt, dass eine Verkleinerung des Flughafens größere Wohlfahrtsgewinne bringt als zusätzliche Flüge, die mehr Lärm, Umweltverschmutzung und Stickstoffemissionen verursachen. ... Ohne ein neues Modell sind wir aufgeschmissen.“