Diplomatie-Streit zwischen Kroatien und Serbien
Reisepläne des serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić haben zu einem Eklat zwischen Belgrad und Zagreb geführt. Vučić wollte unangekündigt und nach eigenen Worten privat die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Jasenovac in Kroatien besuchen. In Zagreb verwies man aufs Protokoll: Ein privater Besuch eines Staatschefs ohne Vorankündigung sei nicht möglich. Serbische Politiker reagierten empört.
Keine anständigen Motive
Vučić wollte mit der Aktion wohl eher von innenpolitischen Problemen ablenken, glaubt Danas:
„Auf Beerdigungen und Friedhöfe geht man ohne Pomp. Dort trauert man um die Verstorbenen. Leider ist auch dieser anständige Brauch in den letzten Jahrzehnten verkümmert und zur Lachnummer geworden. ... Abgesehen von Diplomatie und Protokoll handelt es sich um etwas ganz anderes: Es gibt zu viele Probleme in Serbien, die von den Regierenden geschaffen wurden. Und die Rechnungen werden langsam fällig! Die Marketing-Gurus wissen, wie man das Volk unterhält: Lasst uns jetzt mal über Jasenovac reden.“
Was hat Vučić erwartet?
Der serbische Präsident sollte sich über die Reaktion aus Kroatien nicht wundern, findet Večernji list:
„Erstens müsste ihm klar sein, dass solch ein Vorhaben in unserem Land als Provokation verstanden würde, mit dem Ziel, Chaos in Jasenovac zu säen. Selbst wenn dies nicht das Ziel war, ist nur schwer zu glauben, dass es zu keinem Zwischenfall kommen würde, vor allem ohne jegliche protokollarische Kontrolle. Denn der serbische Präsident ist nicht ohne Sünde - seit mehr als 30 Jahren warten kroatische Bürger auf die Wahrheit über die Verschwundenen aus dem Jugoslawien-Krieg, warten auf ihre Knochen, beten für die Rückkehr ihrer Söhne, Töchter, Väter. Vučić könnte ihnen Antworten und Frieden schenken, tut es aber nicht. Worüber wundert er sich da eigentlich nach alledem?“