Wird die Energiekrise politische Unruhen auslösen?
Rund 90.000 Briten haben sich einer Bewegung gegen hohe Energiepreise angeschlossen. Mit der Kampagne Don't pay UK wollen sie sich ab Oktober geschlossen weigern, die Rechnungen zu zahlen. Medien spekulieren, ob daraus eine größere Protestwelle entsteht.
Das System ist kaputt
Eine anonyme Aktivistin erklärt in The Independent, warum sie Teil dieser Bewegung ist:
„Bis Oktober könnte laut Schätzungen einer von drei britischen Haushalten in Energiearmut stürzen, bis Januar könnten es 40 Prozent sein, wenn die Energiekosten für Haushalte möglicherweise 500 Pfund [rund 600 Euro] monatlich übersteigen. Unterdessen erzielen Unternehmen wie Shell, BP und Centrica (dem British Gas gehört) Rekordgewinne und zahlen sich riesige Boni aus. ... Wenn wir zusammenhalten, können wir dem Abwärtstrend ein Ende setzen, der Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt und gleichzeitig Shareholder über alle Maße reich werden lässt. ... Das System ist kaputt.“
Bald kommt das Armageddon
Durch steigende Energiepreise steht die Welt vor gewaltigen Umwälzungen, prophezeit The Daily Telegraph:
„Die bevorstehenden Erschütterungen dürften ein weitaus größeres Ausmaß annehmen, als die der Finanzkrise von 2008, die Proteste auslöste, die in der Occupy-Bewegung und im Arabischen Frühling kulminierten. ... Mit Stromausfällen von Kuba bis Südafrika hat das Gemetzel bereits begonnen. Sri Lanka ist eines in der Reihe vieler armer Länder, in denen die Führung nach Ölmangel und Kreditausfällen von der Macht vertrieben wird. Auch der Westen wird diesem Armageddon nicht entkommen. Wahrscheinlich wird er sogar dessen Epizentrum sein - und Großbritannien der Ground Zero.“
Wie Ängste geschürt werden
Rzeczpospolita kritisiert den in vielen Ländern aufkommenden Diskurs, die Ukraine sei schuld an den hohen Energiepreisen:
„Der kommende Winter mag für viele Gesellschaften sehr schwierig werden, aber für die Ukrainer wird er unvergleichlich schwieriger sein. … Sind es nicht [korrupte Politiker], die seit Jahren eine unverantwortliche Politik gegenüber den Finanzinstitutionen betreiben und die Staaten in Schulden stürzen? Sind sie nicht die Ursache, dass einige EU-Länder ihre Wirtschaft vom russischen Gas abhängig gemacht haben? Man kann sich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass das Schüren von Ängsten vor einer Energiekrise im Winter dazu dienen soll, eine günstigere öffentliche Meinung für eine schnelle Einigung mit dem Kreml zu schaffen.“