Gaza-Konflikt: Feuerpause oder Eskalation?
Unter Vermittlung von Ägypten haben die israelische Regierung und Vertreter des Islamischen Dschihads eine Feuerpause vereinbart, an die sich zumindest in den ersten Stunden am Montag beide Seiten hielten. Wie instabil die Lage in und um den Gaza-Streifen bleibt, zeigt ein Blick in Europas Kommentarspalten.
Nun hängt es von der Hamas ab
Wodurch eine weitere Eskalation drohen könnte, analysiert Gazeta Wyborcza:
„Bislang finden die Kampfhandlungen ausschließlich zwischen Israel und dem Islamischen Dschihad statt. Diese Organisation, die vom Westen genau wie die Hamas als terroristisch eingestuft wird, hat ihren Sitz in Damaskus und wird vom Iran unterstützt. Die Hamas selbst hat sich vorerst nicht am Schusswechsel beteiligt und es gibt keine Berichte über israelische Angriffe auf ihre Stützpunkte. Sollte sich die Hamas mit ihrem großen Raketenarsenal an dem Konflikt beteiligen, würde dies eine enorme Eskalation und eine Neuauflage des Kriegs zu einem Zeitpunkt bedeuten, an dem die Schäden des Kriegs vom vergangenen Jahr noch nicht wieder aufgearbeitet sind.“
Achse Teheran-Moskau destabilisiert die Region
El Mundo hofft auf die USA als Vermittler:
„Hinter dem Islamischen Dschihad steht sein wichtigster Unterstützer, der Iran, der in den letzten Monaten besorgniserregende Anzeichen dafür gezeigt hat, dass er wieder einmal auf das Gaspedal tritt, um den wackligen regionalen Status quo zu destabilisieren. Das Regime der Ayatollahs sieht den Krieg in der Ukraine als Gelegenheit, sein Bündnis mit Russland zu stärken und damit die Bedrohung für den Westen zu erhöhen. ... Bei seinem jüngsten Besuch in der Region sprach sich US-Präsident Joe Biden erneut für eine Zweistaatenlösung auf der Grundlage der Grenzen von 1967 aus. ... Das Weiße Haus muss einen gerechten Friedensprozess wiederbeleben.“
Brutalität vor der Wahl ist kein Zufall
Für die taz haben die israelischen Angriffe einen seltsamen Beigeschmack:
„Es wirkt nicht wie ein Zufall, dass die israelischen SoldatInnen gerade jetzt auszogen, um Dschihadisten im Westjordanland dingfest zu machen, und dass die Luftwaffe das Kommando zur 'präventiven Exekution' bekam. Stattdessen kommt der unschöne Verdacht auf, es könne mit den für den 1. November geplanten Parlamentswahlen zusammenhängen. Kaum zwei Monate ist Jair Lapid Regierungschefund möchte es gern über den Wahltermin hinaus bleiben. Will er den WählerInnen ein Signal geben, dass er in Sachen Kriegsführung genauso brachial vorgeht wie sein größter Konkurrent, nämlich Mr. Security, Benjamin Netanjahu? ... Stärke zeigen für WählerInnenstimmen – wie armselig wäre das und wie riskant.“