Estland: Narva entfernt sowjetisches Panzer-Denkmal
In Estland gibt es Streit um ein Ehrenmal, das an die Befreiung von den Nationalsozialisten durch die Sowjetunion erinnert. Spätestens nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine empfinden viele Esten den in der Grenzstadt Narva stehenden Panzer als störend. Tallinn will solche Denkmäler zerstören. Das Rathaus Narva kam dieser Umsetzung nun zuvor und entschied, den Panzer eigenständig zu entfernen.
Mutige Ratsleute
Die Kommunalpolitiker der Stadt mit mehrheitlich russischsprachiger Bevölkerung sind am besten in der Lage, die Entscheidung den Bürgern zu vermitteln, findet Eesti Päevaleht:
„Es war keine leichte oder populäre Entscheidung und sie kostet eine Menge Wählergunst. Die Entscheidung ist ein Zeichen wirklicher Integration. Um weiterzugehen, müssen die gleichen Stadträte es wagen, ihren Wählern in die Augen zu schauen und die Entscheidung der Panzerentfernung zu erklären. Gerade die Kommunalpolitiker, die die lokale Lage gut kennen, die sich vom Rest Estlands unterscheidet. Der Staat muss sich indes eine Weile zurückhalten, um das Erreichte nicht mit übereiligen Machtgriffen zu verderben.“
30 Jahre versäumt
Die Entscheidung war überfällig, meint Postimees:
„Der Prozess um den Abbau des Panzers illustriert gut 30 Jahre versäumte Arbeit der estnischen Politiker. Der Krieg in der Ukraine hat die Versäumnisse offengelegt und verlangt schnelle Lösungen. Es ist ja bekannt, dass einige estnische Parteien mit den russischsprachigen Wählern lieber auf Kuschelkurs gegangen sind, sodass diese nie den russischen Informationsbereich verlassen mussten und nie gezwungen waren, Estnisch zu lernen. Man kann nur spekulieren, ob Narva unter Führung der Zentrumspartei die Entfernung des Panzers unterstützt hätte.“