Israel und Libanon einigen sich auf Seegrenze
Offiziell befinden sich Israel und der Libanon im Kriegszustand. Dennoch konnten beide Länder nach jahrelangen Verhandlungen eine Einigung zu Gasfeldern vor ihrer Küste und damit auch zu ihren Seegrenzen erzielen. Libanon gibt nach israelischen Angaben seine Ansprüche auf das Erdgasfeld Karish auf und erhält dafür Zugriff auf das Gasfeld Qana, das zu einem kleinen Teil in israelischen Gewässern liegt. Israel erhält dafür einen Teil der Einnahmen.
Auch Europa könnte profitieren
Endlich einmal wieder eine gute Nachricht aus dem Nahen Osten, freut sich die Tageszeitung Die Welt:
„[D]ie Einigung [deutet] darauf hin, dass Akteure in der Region zukunftsorientiert handeln. Denn mit der Einigung über Seegrenzen ist für beide Staaten und für ihre Partner eine konfliktfreie Nutzung der Erdgasvorkommen entlang ihrer Küsten möglich. Diese Perspektive könnte im Ablauf der nächsten Jahre nicht nur die finanziellen, sondern auch die energetischen Probleme der Beteiligten lösen helfen. Davon könnte auf Dauer auch Europa profitieren, das auf alternative Energielieferanten angewiesen bleiben wird.“
Nicht zu früh freuen
Israels Premier Lapid nannte das Abkommen historisch. Noch ist die Einigung aber nicht besiegelt, gibt Jeruslaem-Korrespondent Davide Frattini in Corriere della Sera zu Bedenken:
„Die Regierung Lapid muss das Abkommen bis Ende des Monats ratifizieren, am 1. November finden Wahlen statt. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit: Das Parlament hat zwei Wochen Zeit, um die Einzelheiten zu erörtern, und beim Obersten Gerichtshof sind zwei Petitionen eingereicht worden, um alles zu blockieren. Bibi Netanjahu, Führer der rechten Opposition, hat bereits angekündigt, dass er dagegen ist und die Unterzeichnung rückgängig machen will, sollte er wieder an die Macht kommen.“