Berlusconi provoziert mit Freundschaft zu Putin
Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi hat mit Aussagen über Wladimir Putin Irritationen ausgelöst. In einem Audiomitschnitt einer Rede vor Parteikollegen von Forza Italia sagte der 86 Jahre alte Abgeordnete, Putin habe ihm zum Geburtstag 20 Flaschen Wodka geschenkt und ihn als einen seiner fünf besten Freunde bezeichnet. Was bedeutet das für die anstehende Regierungsbildung?
Untauglich - und zwar komplett
Der ehemalige Chefredakteur von The Economist, Bill Emmott, urteilt in La Stampa:
„Vielleicht hat er Italien und Giorgia Meloni einen Gefallen getan: Mit seinen Äußerungen über Putin, Selenskyj, Biden und Trump hat Silvio Berlusconi ein für alle Mal bestätigt, dass die Vorstellung, er sei ein gemäßigter und erfahrener Staatsmann, den die neue Premierministerin regelmäßig anrufen sollte, um sich Anregungen geben zu lassen, völliger Unsinn ist. Schlimmer noch: Es ist eine glatte Lüge. Jetzt kann niemand mehr daran zweifeln, dass Berlusconi nicht nur ungeeignet ist, Italien zu führen - wie The Economist vor 21 Jahren schrieb -, sondern auch, dass er völlig 'unfit' ist, untauglich, irgendein Amt von der neuen Regierung zu erhalten.“
Cavaliere legt Meloni weiter Steine in den Weg
Das alte Mitte-rechts-Lager ist tot und das neue noch nicht geboren, meint Kolumnist Antonio Polito in Corriere della Sera:
„Jede psychologische Deutung des Verhaltens von Berlusconi sagt nur einen Teil der Wahrheit. Das Alter reicht nicht aus ebenso wenig wie das skorpionhafte Temperament, das selbst diejenigen sticht, die ihn in der Regierung auf den Schultern tragen, oder ein Rest Machogehabe. … All das reicht nicht aus, um zu erklären, warum der Cavaliere am Vorabend der Regierungsbildung der künftigen Premierministerin immer noch Steine in den Weg legt. ... Berlusconi kann den Tod 'seines' Mitte-rechts-Lagers nicht akzeptieren. Meloni muss eine politische Koalition schaffen, die es heute noch nicht gibt. Und das muss sie tun, während sie eine Regierung aufbaut.“