Putin bestreitet Absicht zu Atomwaffeneinsatz
Bei einem fast vierstündigen Auftritt bei einer Diskussionsveranstaltung in Moskau hat Wladimir Putin ebenso wie zuvor Verteidigungsminister Sergej Schoigu der Ukraine Pläne zum Bau einer 'schmutzigen Bombe' vorgeworfen. Russland selbst würde Atomwaffen nur im Verteidigungsfall einsetzen, beteuerte der Kremlchef und erklärte zudem seine Verhandlungsbereitschaft. Europas Presse bedauert die verbale Aufrüstung.
Die Worthülse vom künstlichen Staat
In einem von Echo übernommenen Telegram-Post kritisiert der Politologe Abbas Galliamov Putins in der Waldai-Rede geäußertes Geschichtsbild:
„Putin erklärte, die Ukraine sei 'historisch als künstlicher Staat entstanden'. Ein sinnloser Gedanke. 'Künstlich' ist etwas, das von Menschen geschaffen wurde, richtig? Darin liegt der Unterschied zwischen 'künstlich' und 'natürlich'. Russland wurde aber auch von Menschen geschaffen, nicht wahr? Russland ist so gesehen kein weniger künstliches Gebilde als die Ukraine. In der Geschichte der Ukraine gab es Menschen, die die nationale Kultur, das nationale Bewusstsein und den nationalen politischen Diskurs geformt haben - und in Russland war es genauso. ... Womit schon klar ist, dass dies eine erstaunlich sinnlose Rede war.“
Warum spricht niemand von Waffenstillstand?
La Stampa ruft die Konfliktparteien zu Verhandlungen auf:
„Niemand hat den Mut, das einzig Mögliche zu sagen: Lasst uns zusammenkommen, lasst uns ein Gipfeltreffen einberufen zwischen den großen und kleinen Protagonisten der Tragödie, dem Opfer, das zu Recht Wiedergutmachung fordert, und zwangsläufig auch dem Angreifer, der einen Ausweg sucht. Es möge ein Ort gefunden werden, an einem runden oder viereckigen Tisch, entlang einer bedeutungsvollen Linie oder am Ufer eines Flusses, der zu einem neutralen Raum wird. Wie in Korea, wo ebenfalls ein grausamer Krieg tobte, in dem es auch Angreifer und Angegriffene gab. Auch damals war man von dem Einsatz von Atomwaffen nur noch einen Schritt entfernt. Doch der Waffenstillstand, bei dem es weder Gewinner noch Verlierer gibt, hält.“
Er droht nicht zum ersten Mal
Putins Drohungen nutzen sich ab, meint Polityka:
„Da abgesehen von den Aktionen gegen die Invasionstruppen in der Ukraine niemand beabsichtigt, Russland mit Atomwaffen oder auf konventionelle Weise anzugreifen, waren die nuklearen Verteidigungsübungen vielmehr ein Signal der Angriffsbereitschaft, und diese richtete sich gegen Russlands strategischen Feind - die Vereinigten Staaten. Ein ähnliches Signal sandte Putin im Februar, kurz vor Beginn der Invasion. Wenn dies als Warnung gedacht war, der Ukraine nicht zu helfen, die er anzugreifen beabsichtigte, dann hat es nicht funktioniert. Wird es jetzt noch eine Bedeutung haben?“