Hat Europa die Energiekrise überwunden?
Der russische Großangriff auf die Ukraine und die Politik des Kremls, Europa wegen der Sanktionen teilweise den Gashahn zuzudrehen, hatten bei Politikern, Wirtschaftsvertretern und der Bevölkerung für große Ängste gesorgt - insbesondere in Bezug auf die Versorgung im Winter. Obwohl dieser inzwischen gekommen und der große Notstand ausgeblieben ist, warnt Europas Presse davor, sich auf dem Erfolg auszuruhen.
Russische Waffe hat Schrecken verloren
Europa hat die Herausforderung ganz gut gestemmt, lobt die Neue Zürcher Zeitung:
„Derzeit sind die Energiepreise auf ein Niveau gefallen, das sie vor der Invasion der Ukraine erreicht hatten. Die europäische Wirtschaft hält sich besser als zuvor befürchtet. Die Anzeichen vermehren sich, dass Russland heftige wirtschaftliche Einbussen in Kauf nehmen muss. Die russische Energiewaffe hat ihren Schrecken verloren. ... Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) spekuliert, dass in diesem Jahr der Anteil russischen Erdöls an den Importen der EU von rund einem Drittel vor dem russischen Angriffskrieg auf 5 Prozent fallen könnte.“
Auf die Schwachen und das Klima konzentrieren
Zu einer Neuausrichtung der Maßnahmen rät Verslo žinios:
„Europa genießt jetzt eine Atempause aufgrund des seltsam warmen (und manchmal heißen) Wetters. Experten sind der Meinung, dass die Staats- und Regierungschefs die Chance nutzen sollten, um die vielen im Sommer eingeführten Unterstützungsmaßnahmen zu überdenken, von denen viele teuer, unwirksam und unangemessen sind. Sie täten gut daran, die Mittel auf die Schwachen zu konzentrieren und sie mit grünen Investitionen zu verknüpfen - denn der Kampf gegen den Klimawandel wird sich verschärfen, sobald die Energiekrise abgeklungen ist.“
Preise deckeln nur Notlösung
Tschechien sollte sich für die Zukunft wappnen, findet Hospodářské noviny:
„Es wäre ein Fehler, sich auf unseren Lorbeeren auszuruhen. Wir sollten zugeben, dass die Reaktion auf die Energiekrise alles andere als perfekt war, und uns besser auf andere ähnliche Momente vorbereiten. Nein, Preisobergrenzen sind wirklich nicht das richtige Instrument. Eher wie ein Feuerlöscher, auf den man zurückgreift, wenn man nicht rechtzeitig die richtige Lösung findet. Diversifizierung der Gasquellen, Fertigstellung des Kernkraftwerkprogramms, der Ausbau erneuerbarer Energiequellen. Es gibt nicht wenig, was getan werden muss. Und das gilt nicht nur für den Energiesektor.“