Stichwahl in Zypern: Ex-Außenminister wird Präsident
Der parteilose frühere Außenminister Nikos Christodoulides ist am Sonntag mit 51,9 Prozent der Stimmen zum neuen Präsidenten Zyperns gewählt worden. Sein Gegner Andreas Mavrogiannis von der linken AKEL kam auf 48,1 Prozent. Der Präsident führt in Zypern auch die Regierung, in der nun erstmals keine der beiden großen Parteien DISY (mitte-rechts) und AKEL vertreten ist. Das sticht auch für die Landespresse hervor.
Chance auf eine neue Ära
Phileleftheros betont Christodoulides' Unabhängigkeit:
„Das wichtigste Ereignis ist, dass zum ersten Mal die beiden großen Parteien nicht an der Regierung beteiligt sind. ... Die kontinuierliche Abkehr der Wähler von den Parteien, die seit zwanzig Jahren anhält, hat bei der Präsidentschaftswahl ihren bisher deutlichsten Ausdruck gefunden. ... Die Gesellschaft hat die Nase voll von politischen Absprachen (sie verbindet diese eindeutig mit Korruption) und hat für einen Präsidenten gestimmt, der vor der Wahl keine solchen Absprachen gemacht hat und sich direkt an die Bürger gewandt hat. Mit dem Mandat, das er von der Bevölkerung erhalten hat, ist Christodoulides in der Lage, seine Politik klar und deutlich umzusetzen und eine neue Ära für das Land zu begründen.“
Herausforderungen allenthalben
Es wird nicht leicht für Christodoulides, betont die zyprische Ausgabe von Kathimerini:
„Zum ersten Mal steht ein Präsident beiden großen Parteien gegenüber. Es stellt sich jedoch die Frage, wie er mit den parteiintern und untereinander zerstrittenen Kräften der Mitte regieren wird. Er muss ein feines Gleichgewicht finden, um handlungsfähig zu sein, und die erste Herausforderung wird die Besetzung seiner Regierung sein. ... Vom nächsten Tag an stellen sich ihm die schwierigen Aufgaben: die internationalen Akteure von seinem Willen zur Lösung des Zypernproblems überzeugen, die anstehenden Schwierigkeiten in der Wirtschaft mit den hohen Preisen bewältigen und sicherlich beweisen, dass er bereit ist, die Korruption an der Wurzel zu bekämpfen.“
Führungsqualitäten muss er noch beweisen
Cyprus Mail betont die neuen Herausforderungen, die auf den Gewählten zukommen:
„Christodoulides wird der erste Präsident der Republik sein, der keine Führungserfahrung hat. Er war als Beamter tätig und dann für eine Regierung, die von jemand anderem geführt wurde. ... Ab jetzt wird ihm das schwammige Wahlkampf-Gerede von partizipativer Demokratie und Konsultationen der Zivilgesellschaft nichts mehr nützen. Er wird zeigen müssen, dass er das Sagen hat, dass er sich nicht scheut, schwierige Entscheidungen zu treffen, und dass er, wenn nötig, den Mut zum Kampf hat. So kann er seine Führungsqualitäten unter Beweis stellen, die für einen guten Start seiner Präsidentschaft unerlässlich sind.“