Minimale Beteiligung bei Regionalwahlen in Italien
In der Lombardei und im Latium, den beiden größten italienischen Regionen, fanden am Sonntag und Montag Regionalwahlen statt. Sie galten auch als Stimmungstest nach den ersten 100 Tagen der neuen Regierung auf nationaler Ebene. Die rechte Koalition gewann die Wahlen mit 54,4 Prozent in der Lombardei und 52,1 Prozent im Latium. Ungewöhnlich niedrig war die Wahlbeteiligung mit 37,2 Prozent (Latium) und 41,6 Prozent (Lombardei).
Politische Wüste wird als Sieg verkauft
Bei so hoher Enthaltung gibt es keinen Sieger, meint La Repubblica:
„Ähnliche Prozentsätze wurden seit dem Zweiten Weltkrieg bei keiner Parlamentswahl, bei keiner Großstadt-Kommunalwahl und bei keiner anderen Regionalwahl seit 1970 verzeichnet. Noch nie gab es für die Wähler einen derartigen Mangel an Anreizen zur Beteiligung, noch nie gab es einen so eklatanten Mangel an Empathie zwischen Wählern und Institutionen. Die Wahlsieger sind von der Gleichgültigkeit und Missachtung von zwei Dritteln der Bevölkerung umgeben, die sie verwalten sollen. Um eine berühmte Formulierung von Tacitus zu paraphrasieren, könnte man sagen, dass um die regionale Institution eine Wüste geschaffen wurde, die sie Sieg nennen.“
Die Linken bieten keine Alternative
Dass die Enthaltung besonders bei der Mitte-links-Wählerschaft besonders hoch war, beschäftigt La Stampa:
„Vielleicht war sie enttäuscht von einem Lager, das nicht in der Lage ist, eine wirksame Opposition aufzubauen, vielleicht war sie resigniert, weil das Ergebnis schon vorher feststand. Der besondere Zeitpunkt der Wahl mag eine Erklärung bieten. Aber wenn sich das Phänomen einmal wiederholt, und dann noch einmal, und dann noch einmal, verlieren Rechtfertigungen bezüglich des besonderen Moments ihre Gültigkeit. Die Beziehung zu einem großen Teil der Wählerschaft, das Vertrauen in einen Wandel zum Besseren, ist zerbrochen: Es ist Aufgabe der Politik, das Vertrauen wiederherzustellen.“