Niederlande: Dauerhaft weg von fossiler Energie?
Die Niederlande haben 2022 historisch wenig Gas verbraucht. Um 25 Prozent sank der Verbrauch gegenüber dem Vorjahr. Doch was für die einen Kommentatoren den Weg in die Zukunft der Energieversorgung aufzeigt, ist für die anderen nur ein weiteres Krisensymptom.
Nicht in alte Muster zurückverfallen
NRC Handelsblad lobt die positive Entwicklung, mahnt aber auch dazu, diese langfristig durchzuhalten:
„Die schmutzige Wiederbelebung [des Gases], die vorübergehend gerechtfertigt war, muss wieder auslaufen. Und ohnehin wird Gas in einer Zukunft, in der saubere Energie bald die Oberhand gewinnen muss, eine untergeordnete Rolle spielen. … Das erfordert eine dauerhafte Verhaltensänderung bei Bürgern und Betrieben. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt die Pandemie. Trotz aller guten Vorsätze damals wird jetzt wieder genauso viel gereist wie vorher. Und die täglichen Staus sind wieder genauso lang. Eine solche Wiederbelebung des alten Verhaltens darf es nach dieser Energiekrise nicht geben. 'Weg vom Gas' war die Devise, bevor Russland dazwischenkam. Und das gilt weiterhin.“
Rückgrat der Industrie bedroht
Die gute Nachricht hat auch eine Kehrseite, analysiert De Telegraaf:
„Fabriken gingen pleite, Produktionen wurden stillgelegt, Bäcker schlossen ihre Türen, Blumenzüchter drosselten ihre Produktion. Nicht um Präsident Putin zu schaden, auch nicht fürs Klima, sondern aus reiner finanzieller Notwendigkeit. … Die Angst ist, dass ein großer Teil der Grundstoffindustrie sich außerhalb von Europa niederlässt. Kommt er danach wieder zurück? Wenn nicht, verlieren die Niederlande ein Fundament ihrer Industrie, ohne dass damit dem Klima auch nur ein bisschen geholfen ist.“