UN-Abkommen: Hoffnung für die Ozeane?
Die UN haben sich nach 15 Jahren Verhandlungen auf Schutzmaßnahmen für die Weltmeere geeinigt: Mit dem Abkommen sollen bis Ende des Jahrzehnts mindestens 30 Prozent der Ozeane zu Schutzgebieten erklärt werden. Die biologische Vielfalt auf Hoher See - in Gebieten außerhalb staatlicher Hoheitsgewalt - soll durch international verbindliche Maßnahmen gerettet werden. Kommentatoren fragen sich, ob das ausreicht.
Wichtiger Vertrag, schwer umzusetzen
Die Rettung der biologischen Vielfalt auf hoher See dürfte nicht einfach werden, fürchtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Weder gibt es eine internationale Hochseeschutzbehörde noch existieren Regeln zum Schutz der Artenvielfalt. Es ist auch nicht klar, wie die Schätze der hohen See, die allen Nationen gleichermaßen gehören, so geschützt werden können, dass auch alle Nationen gleichermaßen davon profitieren. Antworten auf diese Fragen werden Fachleute in den kommenden Jahren und Jahrzehnten finden müssen. Für den Moment aber darf sich die Weltgemeinschaft freuen: über ein Abkommen, das für die Menschheit so wichtig ist wie das Klimaabkommen von Paris.“
Endlich!
La Repubblica begrüßt das Ergebnis:
„Es hat Jahrzehnte gedauert, bis wir uns als Menschheit dazu entschlossen haben, dem großen Blau, das zwei Drittel des Planeten einnimmt und uns hilft, zu atmen und zu leben, indem es 90 Prozent der von uns erzeugten überschüssigen Wärme absorbiert, eine Gegenleistung zu erbringen. Nach jahrelangen Verhandlungen haben die UN-Mitgliedsstaaten am Wochenende in New York endlich eine historische Einigung erzielt: 30 Prozent der Hochseegebiete werden bis 2030 zu Schutzgebieten erklärt, um die Ökosysteme zu retten und Tausende von Arten zu erhalten, die bisher keine Überlebensgarantie hatten.“
Naturschutz verbindet
Das Abkommen ist, trotz vieler Unsicherheiten über die Ratifizierung, ein Hoffnungszeichen, findet De Morgen:
„Die Entscheidung von diesem Wochenende darf man historisch nennen. 'Dieser Vertrag ist der Gamechanger, den die Ozeane so dringend brauchen', sagte Fabienne McLellan von der NGO OceanCare. In einer Welt, die geopolitisch entzweiter ist als je zuvor, ist es den UN-Mitgliedsstaaten nach der Einigung von Montreal erneut gelungen, ihre Differenzen zu überwinden und zu zeigen, dass die Natur etwas ist, was sie am Ende verbindet. Ein Zeichen der Hoffnung.“
Fisch darf nicht länger auf den Tisch
Das Abkommen ist völlig unzureichend, wettert der Geologe Mario Tozzi in La Stampa:
„Es fehlen eine Begrenzung der Fangtechnik, eine Verpflichtung zur Rücknahme von Plastik und ein Aufruf an die Verbraucher: Wir würden nie einen Löwen oder einen Wolf essen, aber einen Thunfisch oder einen Schwertfisch schon. ... Wenn das neue Abkommen nicht umgesetzt wird und unsere Essgewohnheiten nicht geändert werden, werden wir uns daran gewöhnen müssen, Plankton und Quallen zu essen, denn nur diese Lebewesen werden im Meer bleiben. ... Die Erkenntnis, dass wir die Fischbestände unseres Planeten mit einer Geschwindigkeit von über hundert Millionen Tonnen pro Jahr erschöpfen, ist keineswegs nur eine Randnotiz. Es bedeutet, dass wir eine der Grenzen des menschlichen Wachstums erreicht haben.“