Zehn Jahre Papst Franziskus: Was hat er verändert?
Seit zehn Jahren steht der Argentinier Jorge Mario Bergoglio als Papst Franziskus der römisch-katholischen Kirche mit weltweit rund 1,4 Milliarden Mitgliedern vor. Von Beginn an präsentierte er sich als Pontifex, der vor allem an der Seite der Armen stehen will. Europas Presse bilanziert, was Bergoglio in seinem ersten Jahrzehnt erreicht hat.
Echte Solidarität mit den Armen und Ausgestoßenen
Papst Franziskus hat eine bewundernswerte Wende in der Kirche angestoßen, lobt Corriere del Ticino:
„Bergoglio hat sein Leben als Bürger des globalen Südens, dessen ärmste Viertel er seit Jahrzehnten kennt, leidenschaftlich in die Kurie eingebracht und dadurch eine Fähigkeit erlangt, zu den Armen zu sprechen. ... Die Wahl des Namens Franziskus mit seinem unmittelbaren Bezug zur Dimension der Armut und seine erste Reise als Pontifex nach Lampedusa stehen dafür, dass wir kaum je einen anderen Papst erleben werden mit einer so angeborenen und authentischen Neigung für diejenigen, die er 'die Ausgestoßenen' nennt.“
Schlechte Zeiten für die Kirche
Das Oberhaupt kann den Machtverlust seiner Kirche nicht aufhalten, stellt Correio da Manhã fest:
„Mario Bergoglio feiert sein zehnjähriges Pontifikat, aber es gibt wenig Grund zum Feiern. Die Institution Kirche verliert weiter an Einfluss, sowohl politisch als auch gesellschaftlich, und, was noch schlimmer ist, sie wird von der Sünde überschattet. Niemand hört auf Franziskus, weder im Ukraine-Konflikt noch bei seinen ständigen Warnrufen angesichts des Unglücks der Migranten. Der Kampf gegen die Abtreibung ist verloren, beim Kampf gegen die Euthanasie sieht es ähnlich aus. Mit den Skandalen des sexuellen Missbrauchs, einer nicht enden wollenden Schreckensgeschichte, ist eines der dunkelsten Kapitel der Institution geschrieben worden.“
Kampf gegen Kindesmissbrauch aufgenommen
Franziskus hat Mut und Geschick bewiesen, würdigt Le Soir:
„Er hat mehrere Reformen eingeleitet, darunter die der römischen Kurie. Er hat sich angeschickt, den 'Klerikalismus' zu bekämpfen, der Distanz zwischen Gläubigen und Geistlichen schafft. … In Erinnerung bleiben wird, dass der Kampf gegen Kindesmissbrauch in der Kirche unter Franziskus konkret wurde. ... Priester, aber auch hohe Würdenträger werden nunmehr vor Gericht gezogen. … Ein Mensch ist an der Größe seiner Aufgabe zu messen. Die, die Franziskus zu bewältigen hat, ist enorm. Auch wenn er gern mal ins Fettnäpfchen tritt: Dieser Papst beweist beim Versuch, diesen Balanceakt zu meistern, großes Talent.“
Spürbar kein Europäer
In LRT analysiert die Politologin Rosita Garškaitė-Antonowicz Franziskus' von vielen kritisierte Haltung zum Ukraine-Krieg:
„Sicher, der Papst hat mit den Ukrainern sympathisiert und Opfern geholfen, aber es war klar, dass er ein anderes Verständnis von Ursachen und Lösung hat. ... Jemand erinnerte nostalgisch an Johannes Paul II.: Ein Papst aus dem einst kommunistischen Polen wäre sicherlich auf unserer Seite. Aber wir haben einen Papst aus Argentinien, der den Krieg in der Ukraine aus der Perspektive des globalen Südens sieht, als einen globalen Konflikt zwischen imperialen Interessen, zwischen Russland und dem Westen. Dessen Folge in Afrika ist eine sich verschärfende Nahrungsmittelkrise. Deshalb spricht Franziskus davon, dass ein Ende der Waffenproduktion das Problem des Welthungers lösen würde.“