Wahl in der Türkei: Gebets-Posse um Kılıçdaroğlu
Am Wochenende ging ein Foto des türkischen Oppositionskandidaten Kemal Kılıçdaroğlu viral, auf dem er - so scheint es zumindest - mit Schuhen auf einem Gebetsteppich steht. Um Gott rein gegenüberzustehen, ziehen Muslime die Schuhe aus, wenn sie eine Moschee oder einen Gebetsteppich betreten. Die Erdoğan-nahen Propagandamedien schlachten das Thema nun aus. Fauxpas oder viel Lärm um nichts?
Tritt ins Fettnäpfchen
Für Hürriyet ist es kein Zufall, dass das einem Vertreter der laizistisch geprägten CHP passiert ist:
„Im Wahlkampf sollte es eigentlich undenkbar sein, dass Kılıçdaroğlu, der von der islamistischen Saadet-Partei zum Mudschahedin [Kämpfer für den Islam] erklärt wurde, um die Stimmen religiöser Wähler zu gewinnen, mit seinen Schuhen auf einen Gebetsteppich tritt. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Kılıçdaroğlu in religiösen Fragen unsensibel, gleichgültig und nachlässig ist. Der Vorfall wurde durch Beiträge von CHP-Parlamentskandidaten auf ihren Social-Media-Konten aufgedeckt. Sie sind alle mit den Schuhen auf den Gebetsteppich getreten und haben Fotos davon gemacht und es geteilt. ... Das ist eben die Mentalität der CHP.“
Billiges Wahlkampfgetöse
Für Habertürk hat die Diskussion um die Fotos keine Grundlage:
„Bei dem Ort, an dem das fragliche Foto aufgenommen wurde, handelt es sich nicht um einen besonderen Ort für das Gebet. Es handelt sich nicht um eine Moschee. Es ist der Verwaltungsraum des Restaurants, in dem Kılıçdaroğlu das Fastenbrechen beging. Es ist nicht einmal klar, ob das, was auf dem Boden liegt, ein Gebetsteppich ist oder nur einer, der ähnlich aussieht. ... Warum berücksichtigen diejenigen, die Kılıçdaroğlu als 'respektlos gegenüber dem Islam' bezeichnen, nicht die [ihn verteidigende] Aussage von İsmail Müftüoğlu, dem ehemaligen Justizminister, der das betreffende Fastenbrechen organisiert hat?“