Peinliche Panne bei der Wahl des SPÖ-Vorsitzenden
Der neue Parteichef der Österreichischen Sozialdemokraten (SPÖ) heißt nicht wie am Samstag verkündet Hans-Peter Doskozil, sondern Andreas Babler. Nur zufällig - weil die Wahlzettel wegen einer fehlenden Stimme neu gezählt wurden - entdeckte die Wahlkommission, dass die Stimmen der beiden Kandidaten beim Übertrag in eine Excel-Tabelle vertauscht worden waren. Die Presse reibt sich die Augen.
Leider keine Satire
Das Chaos bei der Wahl des SPÖ-Vorsitzenden spottet einer Partei, die an die Regierung will, kritisiert der Kurier:
„Wie kaputt kann eine Partei sein? Was sich Montagnachmittag zunächst wie eine satirische Meldung anhörte, ist wahr. ... Die Partei 'dichtet' mit dem bisher vor allem populistisch agierenden Sozialdemokraten (Marxisten?) zwar gegen die KPÖ und eine mögliche neue Linkspartei ab. Aber kann Babler auch Kanzler? Zunächst muss sich die SPÖ neu sortieren. Ein derartiges Chaos darf sich eine staatstragende Partei nicht leisten. Möglicherweise ist Österreich einfach wirklich ein Operettenstaat.“
Ein weiterer Vertrauensverlust
Für Die Presse reicht der angerichtete politische Schaden über die SPÖ hinaus:
„Das ist nicht die 'Spaß Partei Österreichs', die das vermurkst hat, sondern die Sozialdemokratische Partei, eine der verlässlichen Säulen der Zweiten Republik. ... Doch neben diesem innerparteilichen Scherbenhaufen gibt es ein weit gravierenderes Problem: den fortschreitenden Vertrauensverlust in die etablierte Politik. Durch die Pandemie ohnehin infrage gestellt, bringt der SPÖ-Lapsus die politischen Institutionen noch mehr in Bedrängnis. Und öffnet Tür und Tor für Populisten. “
Babler ist ein Risiko
Die Neue Zürcher Zeitung erinnert daran, dass der neue SPÖ-Chef über keine Exekutiverfahrung auf Bundesebene verfügt:
„Die Delegierten hatten gar nicht den Kandidaten der Vernunft gewählt, der seit vier Jahren im Burgenland regiert und 2020 als einziger Sozialdemokrat in der jüngeren Vergangenheit einen bedeutenden Wahlsieg feiern konnte [Hans Peter Doskozil]. Tatsächlich war der Gewinner Andreas Babler, der in den letzten Wochen mit einem pointiert linken Kurs Begeisterung an der Basis ausgelöst und der Partei Tausende von neuen Mitgliedern zugeführt hatte. ... Mit ihm geht die Partei ein hohes Risiko ein. Bablers Exekutiverfahrung beschränkt sich auf eine Kleinstadt mit 19 000 Einwohnern.“