Partygate: Vernichtendes Urteil über Johnson
Boris Johnson hat das Parlament mehrfach bewusst irregeführt und es als Institution verachtet - zu diesem Urteil kommt der Ausschuss des Unterhauses, der die Partygate-Affäre untersucht hat. Er empfiehlt eine zeitweilige Suspendierung Johnsons aus dem Parlament, der der Ex-Premier mit seiner Mandatsniederlegung vergangene Woche zuvorgekommen war. Die britische Presse ist in ihrer Beurteilung des Berichts gewohnt gespalten.
Gott sei Dank ist er nun weg
Der Ex-Premier hat jegliches Vertrauen verspielt, so The Times:
„Er streitet alles ab, egal wie drückend die Beweislast gegen ihn ist. Selbst wenn es Fernsehaufnahmen von ihm gibt, in denen er das Gegenteil sagt, schüttelt er seinen blonden Haarschopf und erklärt kurzerhand Schwarz zu Weiß und Weiß zu Schwarz. ... Letztlich hatten diejenigen recht, die sagten, dass er sich nicht ändern würde und Charakter Schicksal sei. Diejenigen unter uns, die hofften, dass die Verantwortung des höchsten Amtes dazu führen würde, dass er erwachsen wird, lagen falsch. Gott sei Dank ist er nun aus dem Parlament verschwunden.“
Toxische Rachekultur im Parlament
Johnson ist Opfer einer Hexenjagd geworden, glaubt hingegen The Daily Telegraph:
„Es gibt nicht den geringsten Beweis dafür, dass Johnson Abgeordnete wissentlich in die Irre geführt hat. Ihn also zum ersten Premier der Geschichte zu machen, dem der Zugang zum Parlament verweigert wird, dürften viele als eine verrückte und übertriebene Reaktion ansehen. Es ist ein bedauerlicher Trend, dass politische Gegner durch den Einsatz juristischer Formalitäten kaltgestellt werden. ... Die Politik scheint sich in einem Teufelskreis von Vergeltungsschlägen zu befinden, in dem Abgeordnete giftige Pfeile aufeinander abfeuern. ... Es wäre an der Zeit, dass beide Parteien diese Fixierung auf einander ablegen und sich wieder auf die Wählerinnen und Wähler konzentrieren, die sie repräsentieren sollen.“