Erneuter Angriff auf Krim-Brücke
Die Brücke von Kertsch ist zum zweiten Mal attackiert worden - diesmal offenbar mit Schwimmdrohnen. Während die Bahnstrecke auf die Krim heil blieb, ist der Verkehr über die beschädigte Autobahn vorerst stark eingeschränkt. Bei dem Angriff starb ein Urlauber-Ehepaar aus Belgorod, das im Auto unterwegs war. Kommentatoren debattieren das Ziel der Attacke – und warum es dabei zivile Opfer gab.
Zivilisten sind Schutzschild für den Nachschub
Der oppositionelle Exil-Oligarch Michail Chodorkowski sieht in einem von Echo übernommenen Telegram-Post Putin in der Verantwortung für die Opfer:
„Putin versorgt seine Truppen über die Krimbrücke, die ein illegal errichteter Übergang in besetztes Gebiet eines Nachbarlandes ist. Die Zerstörung einer solchen Nachschubroute ist legitim. ... Die Deckung der Nachschubwege durch einen Strom von Zivilisten führt zu unvermeidlichen Opfern. Zivilisten zu ermutigen, in der Frontzone Ferien zu machen, ist ein Verbrechen. In einer illegal besetzten Frontzone ein doppeltes Verbrechen. Und über eine Route, auf der die kämpfende Armee versorgt wird, ein dreifaches. Die Zivilisten tun mir sehr leid, selbst wenn sie so wenig Verstand haben, dass sie dem Kreml glauben.“
Gut für die ukrainische Moral
Der Angriff auf die Krim-Brücke dürfte den Ukrainern Mut machen, glaubt The Independent:
„Ukrainische Drohnenangriffe auf den Kreml, Attacken durch ins Exil gegangene russische Paramilitärs und der ungewöhnliche Marsch der Wagner-Kämpfer unter Jewgeni Prigoschin Richtung Moskau – das hat den Krieg auch zu den Menschen nach Russland gebracht. Der Angriff auf die Brücke dürfte ihnen eine weitere Mahnung dafür sein, dass der Konflikt nicht auf ein fremdes Land begrenzt ist. ... Es ist alles andere als gegeben, dass die Ukraine die Krim zurückbekommt. Aber in einer Zeit der schleppenden Offensive, die nur begrenzte und langsame Rückeroberungen von Gebieten mit sich bringt, ist der Angriff von Kertsch für die Ukraine ein starkes Symbol und moralsteigernd.“
Die Bahnverbindung ist der Schlüssel
Die beschädigte Autobahnbrücke ist nicht von entscheidender strategischer Bedeutung, meint der Russland-Experte András Rácz auf Facebook:
„Das Wichtigste für die langfristige Versorgung der russischen Streitkräfte - und, fügen wir hinzu, der Bevölkerung - auf der Krim ist die Eisenbahnbrücke, die neben der Straßenbrücke verläuft. Wenn auch die Bahnbrücke unbenutzbar gemacht wird, möchte ich nicht in der Haut russischer Logistiker auf der Krim und in den Gebieten Cherson und Saporischschja stecken.“