Russland greift Odessa an
Seit der Aussetzung des Getreideabkommens durch Russland wird die ukrainische Hafenstadt Odessa massiv von russischen Raketen und Drohnen angegriffen. Dabei wurden auch in der als Unesco-Weltkulturerbe geschützten Altstadt zivile Gebäude getroffen – unter anderem nahm die orthodoxe Verklärungskathedrale schweren Schaden. Was bedeuten die Angriffe für die Kriegslage?
Schutzlose Stadt in einem stagnierenden Krieg
Die jüngsten Angriffe auf Odessa zeigen, dass die Stadt nach der Kündigung des Getreideabkommens durch Russland geradezu vogelfrei ist, klagt De Volkskrant:
„Auch Infrastruktur in den Häfen, die notwendig für die Lagerung, den Umschlag und den Export von Getreide und anderen Agrar-Produkte ist, wurde dabei beschädigt oder verwüstet. ... Die Entwicklungen rund um das Getreideabkommen zeigen, dass der Krieg - ebenso wie auf dem Schlachtfeld - in einer Phase der Stagnation angekommen ist. Die vom Westen an die Ukraine gelieferten Panzer verbuchten wegen mangelnder Luftunterstützung wenig Fortschritte und die russischen Raketen können in Odessa aufgrund mangelnder Luftabwehr so viel Schaden anrichten.“
Putin behält Oberhand in annektierten Gebieten
Die Ukraine sollte sich nur noch auf den Erhalt der von ihr gehaltenen Gebiete konzentrieren, rät die regierungsnahe Sabah:
„Ganz gleich, wie viele Männer die Ukraine an die Front schickt und wie viele Waffen sie besitzt, es ist für sie nicht mehr möglich, Russland militärisch aus den von ihm annektierten Gebieten zu vertreiben. Daher besteht der einzige Ausweg für Kyjiw darin, eine - wenn auch tragische - Lösung zu suchen, die seine verbleibenden Gebiete schützt. In diesem Zusammenhang kann man Putins Besuch in der Türkei im nächsten Monat für Kyjiw als letzte Ausfahrt vor dem Tunnel sehen.“
Mit Erpressung zu Verhandlungen?
Russland will der Ukraine endgültig den Zugang zum Schwarzen Meer nehmen, meint der Chef des ukrainischen Sicherheitsrates, Oleksij Danilow, auf seiner Facebook-Seite:
„Der Kreml plant offensichtlich, Voraussetzungen für eine drohende Hungersnot zu schaffen, vor allem für afrikanische Länder, und Europa mit einer Zunahme von Migration zu verunsichern. Die Russen wollen den Westen durch Erpressung zu Verhandlungen zwingen, wollen, dass dieser Putins 'Getreide-Ultimatum' akzeptiert, also eine Wiederaufnahme der russischen Ammoniak-Exporte, eine Aufhebung einiger Sanktionen und anderer Beschränkungen. Im Gegenzug soll die Zerstörung der ukrainischen Infrastruktur, die das Funktionieren des 'Getreidekorridors' ermöglicht, die Welt von russischem Getreide und dessen Logistik und Fähigkeiten abhängig machen.“