Schweden erhöht Terrorwarnstufe
Nach mehreren Koranverbrennungen in Stockholm gab es wütende Proteste in muslimisch geprägten Ländern. Die Terrororganisation Al-Kaida hat nun zu Anschlägen auf Schweden aufgerufen. Das Land hat deshalb gestern seine Terrorwarnstufe auf die zweithöchste Kategorie angehoben. Kommentatoren sind sich uneinig, was von der Maßnahme zu halten ist.
Giftige Mischung aus Rassisten und nützlichen Idioten
Es hätte nicht so weit kommen müssen, kritisiert Aftonbladet:
„Koranverbrennungen hätten schon vor langer Zeit verhindert werden müssen, da sie ein Hassverbrechen gegen die muslimische Minderheit darstellen. Jetzt sind sie stattdessen zu einem Instrument der antimuslimischen Kampagnen der extremen Rechten und zu einer Möglichkeit geworden, das Konfliktniveau in der Gesellschaft zu erhöhen. ... In dieser giftigen Mischung aus Rassismus, nützlichen Idioten in Schweden und den Versuchen ausländischer Mächte, dies zu ihrem Vorteil auszunutzen, wurden schwedische Botschaften angegriffen und unsere Interessen im Ausland schwer geschädigt.“
Keine Zugeständnisse an Fundamentalisten
Ein Verbot von Koranverbrennungen würde weitere nach sich ziehen, meint Dagens Nyheter:
„Das bedeutet, dass Schweden, wenn wir uns zum Schweigen einschüchtern lassen wollen, nicht nur die Meinungsfreiheit einschränken müsste. Wer jetzt Schweden als Angriffsziel nennt, wird sich nicht zufrieden geben, bis auch die Rechte von Frauen und LGBTQ-Personen abgewürgt werden. Eine freie Gesellschaft kann und will diesen Weg nicht gehen. Stattdessen sollte Schweden an den Werten festhalten, die wir schätzen. Schweden ist – ganz unabhängig von den Behauptungen der Kritiker – eines der besten und freiesten Länder der Welt, in denen Muslime leben können. Zugeständnisse würden Schweden zu einem weniger freien Land machen – auch für schwedische Muslime.“
Angst als Druckmittel
Svenska Dagbladet hofft auf die Kompetenz der Sicherheitsbehörden:
„Das Problem ist, dass allein das Wort Terror etwas im menschlichen Gehirn auslöst. Egal wie unwahrscheinlich es ist, dass es passiert, wie wichtig die demokratischen Prinzipien sind, die auf dem Spiel stehen oder wie wichtig der Ruf zur Vernunft ist, es trifft einen mitten in die Magengrube. Die Angst. Darüber, was passieren könnte und wie weit die meisten von uns bereit sind zu gehen, um unsere Lieben zu schützen. Wie der Premier sagt, sind dies gefährliche Zeiten. Am beruhigendsten ist vielleicht der Gedanke, dass Säpo [die Sicherheitspolizei] angesichts der zunehmenden Bedrohungslage ein klares Signal an Behörden und andere Unternehmen senden möchte, Maßnahmen zu ergreifen.“