Türkei: Wirtschaftskrise spitzt sich zu
Die Inflation in der Türkei ist im Juli deutlich gestiegen – auf offiziell 47,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als Hauptgrund gilt die chronisch schwache Lira. Von der Wiederwahl von Präsident Erdoğan, dem neuen Finanzminister Şimşek und der neuen Zentralbankchefin Erkan, die den Leitzins auf 15 Prozent verdoppelte, hatte man sich mehr Stabilität versprochen. Vergeblich?
Vorboten des Sturms
Dass Finanzminister Şimşek die Zügel straffer zieht, könnte für eine Konkurswelle sorgen, kommentiert Cumhuriyet:
„Mehmet Şimşek, der bei der Übernahme des Wirtschaftsministeriums erklärte, dass es keine andere Möglichkeit gebe, als eine 'rationale' Politik zu verfolgen, hat jetzt mit einer straffen Finanzpolitik begonnen. ... Der Aufschrei der Geschäftswelt, sie hätte keinen Zugang zu Finanzmitteln mehr, ist ein Spiegelbild dieser Entwicklungen. Die Konkursanmeldungen, die in den letzten Tagen eine nach der anderen eingingen, sind Vorboten des Sturms.“
Flucht der Jungen Alarmsignal
Ankara muss das wirtschaftspolitische Ruder dringend herumreißen, warnt Der Standard:
„Viele junge Türken und Türkinnen verlassen, wenn sie können, das Land. Sie ... sehen keine Zukunft mehr ... . Die Rezepte gegen die Wirtschaftskrise sind die alten geblieben, und die haben sich schon bisher als untauglich erwiesen. Die Inflation ist zurück, die türkische Lira kaum mehr das Papier wert, auf dem sie gedruckt wird. ... Viele Türkinnen und Türken ... müssen sehen, wie sie über die Runden kommen. Wenn schon das nichts auslöst, sollte zumindest die Flucht der Jungen ein Weckruf für die Machteliten in Ankara sein. Wenn sie ihre Politik nicht überdenken und die Jungen zurückgewinnen, geht das Land endgültig den Bach runter.“