Gerüchte über Putins Tod
Der anonyme russische Telegram-Kanal "General SWR" hat am Donnerstag Putins Tod verkündet. Zuvor hatte der Kanal mit rund 400.000 Followern, der von angeblichen Kreml-Insidern geschrieben wird, monatelang über den Aufbau vermeintlicher Doppelgänger berichtet, mit deren Einsatz Putins Umfeld eine Machtübergabe nach dessen Tod vereiteln wolle. Die von eurotopics ausgesuchten Kommentatoren halten die Nachricht für falsch, aber nicht für belanglos.
Generalprobe: Über den Ernstfall nachdenken
Wirtschaftsprofessor Konstantin Sonin glaubt der Nachricht zwar nicht, skizziert aber auf Facebook schon mal die Prioritäten für den Fall der Fälle:
„Ich bezweifle nicht, dass er irgendwann sterben wird. Es ist sehr wichtig, dass die Chance, die sein Tod Russland bringen wird, nicht verpasst wird. Die 'kollektive Führung', die unmittelbar nach Putins Tod am Ruder sein wird, darf nicht die Chance verpassen, die Kämpfe sofort zu beenden, den Truppenabzug aus den besetzten Gebieten der Ukraine zu beginnen und Verhandlungen über die Aufhebung der Sanktionen im Gegenzug für Entschädigungen an die Ukraine aufzunehmen. Dies wird schwierig werden, denn der ersten kollektiven Führung werden Personen angehören, die unmittelbar für den Beginn des Krieges verantwortlich sind - aber es muss getan werden.“
Plötzlicher Schlussstrich
Der Soziologe Alexej Roschtschin beschreibt auf Facebook die Quelle der Infos so:
„'General SWR' hatte seit Jahren beschrieben, wie Putin 'krankt', wie es ihm 'immer schlechter geht', dass 'die Ärzte nicht mehr für sein Leben bürgen' - und gleichzeitig 'Reports' über den sogenannten 'Putin-Doppelgänger' geliefert, der angeblich 'gedeckt' durch russische Führungskräfte, angefangen beim Sicherheitsrats-Chef Patruschew, zunehmend 'in die Rolle' einer Art Präsident schlüpfe. Der Fall steuerte sichtlich auf eine Auflösung zu, aber die Art und Weise, wie der 'General' plötzlich einen Schlussstrich unter einen russischen Präsidenten zog, schockierte natürlich viele. Irgendwie dachten alle, dass die Autoren des Kanals 'Putin' noch ein wenig länger leben lassen. Um ehrlich zu sein, ich dachte das auch.“
Immer nach zweiter Quelle suchen
Während Putin laut dem Kanal "General SWR" wegen eines zuvor erlittenen Herzanfalls angeblich tagelang im Krankenhaus lag, war er doch anderen Quellen zufolge quicklebendig, meint die kremlnahe bulgarische Tageszeitung Duma:
„Im Journalismus gibt es den Grundsatz, dass eine Nachricht anhand einer zweiten Quelle überprüft werden sollte. Die offizielle russische Nachrichtenagentur Tass hat nichts über einen Herzanfall gemeldet. Aber wenn die meisten unserer Medien stur an Tass zweifeln, hätten sie auch auf die Website des Präsidenten gehen können. Der dort dokumentierte Tagesablauf Putins würde deutlich machen, dass es sich hier um Medienmanipulation und Informationskrieg handelt.“