Frankreich: Renaissance des Katholizismus?
Über 12.000 Jugendliche und Erwachsene haben sich am Osterwochenende von der katholischen Kirche in Frankreich taufen lassen. Dies entspricht einem Zuwachs von 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Kommentatoren beschäftigen sich mit den Auswirkungen der Beitrittswelle auf die Kirche als Institution.
Neuzugänge mit hohen Ansprüchen
Die neuen Mitglieder sind für die Kirche nicht nur ein Segen, analysiert Le Figaro:
„Alle sprechen von einem seelischen Durst, den die moderne Welt ihnen nicht zu stillen erlaubt. Wohlstand nährt den Körper, Technologie vereinfacht den Alltag und unterhält den Geist. Doch wo bleibt die Seele? … Diese Neulinge schwimmen gegen den Strom, einige stoßen sogar auf Unverständnis oder Feindseligkeit innerhalb ihrer Familien. Diese Situation macht sie anspruchsvoll. Die Kirche darf ihre Erwartung nicht enttäuschen. … Ihr neuer und erfrischender Glaube wird sich in den Rängen der alten Institution verbreiten. Ihr Beitritt ist für den französischen Katholizismus sowohl eine Überraschung als auch eine Herausforderung.“
Religion wandelt ihr Antlitz
Tygodnik Powszechny verfolgt den Wandel der Rolle des Katholizismus in Frankreich aufmerksam:
„Die steigende Zahl der Erwachsenentaufen gleicht den Rückgang der Kindertaufen nicht aus, und die Gesamtstatistik des französischen Katholizismus ist rückläufig. Man kann jedoch nicht sagen, dass er sich auf dem Rückzug befindet: Er hört auf, eine kulturell prägende Religion zu sein und wandelt sich zu einer Religion der bewussten Entscheidung. Das wird sicherlich sein Antlitz verändern.“